Zwei Reisen aber kein Urlaub

In den letzten Monaten häufen sich Posts in meinem Entwurf-Bereich und alle enden sie im Nichts… entweder bekomme ich die Kurve nicht zum richtigen Ende oder es ist zu persönlich für Jemand der meint sich angesprochen – vielleicht sollte ich mir ein Pseudonym suchen? Ich hoffe ich hab diese Blockade irgendwann überwunden und kann das ein oder andere vervollständigen.

Da gab es ein Wochenende im letzten Jahr, das mich so sehr aufgewühlt hat, so dass ich zum Ende emotional erschöpft ins Bett gefallen bin. Am Tag danach habe ich mir die Zeit genommen und mal ein wenig zwischen diesen Spinnweben im Gehirn aufgeräumt. Meine Freundin hat mir bestätigt, dass gerade Beerdigungen von Freunden aus der Vergangenheit häufig solche Nebeneffekte haben.
Auch wenn es im Zusammenhang mit Trauerfeiern eher nicht um schöne Stunden geht, so gibt es ja doch bessere und schlechtere – die Beisetzung meiner Freundin und Mitbewohnerin aus Ausbildungszeiten gehörte eindeutig zu den Besseren. Wir haben einen wunderbaren Mensch verabschiedet und nebenbei eine Reise in die Vergangenheit unternommen. Bei solchen Gelegenheiten begegnet man Menschen, die man Jahrzehnte nicht gesehen hat. Alte Emotionen kommen auf den Tisch, ein Schnelldurchlauf durch das eigene Leben. Plötzlich stellt man fest, dass sich manche Dinge auch nach 30 Jahren nicht geändert haben. Andere hat man so weit hinter sich gelassen, dass man sich kaum noch daran erinnert. Zwei Tage, in einem kleinen Universum, intensiv, traurig aber auch dicht an schönen Erinnerungen – die Begleitung einer Freundin auf ihre letzte Reise hat, genau wie sie selber, tiefe Spuren hinterlassen, die sicher noch lange in mein Leben einfließen.

Etliche Zeit später befinde ich mich wieder auf einer Reise – Geschäftsreise. Was eigentlich sehr anstrengend ist und an manchen Tagen die Grenzen meiner Kraft stark ankratzt, erweist sich trotzdem als mit die beste Zeit seit langem. Diese Reise macht mir bewusst, wie wichtig es ist, nicht alleine zu sein, Menschen um sich zu haben, die sich kümmern. Ungewöhnlich ungefragt und mit größter Selbstverständlichkeit. Ohne Dich und die Umstände zig Mal zu verfluchen oder Dir das Gefühl zu geben, dass Du gerade einfach nur lästig bist.
Für mich ist es so selbstverständlich geworden alleine zurecht zu kommen, dass ich gar nicht mehr gemerkt habe, was in meinem Leben eigentlich fehlt. „Ohne zu geben gibt es auch Nichts für Dich“ könnte irgendwo mal in meinen Glückskeksen in dieser Zeit gestanden haben. Und so finde es normal, dass mein Chaos Monate vor meinen Augen liegen bleibt, weil ich die Kraft nicht habe, mal gründlich durchzufegen. Über die Jahre wurde es einfach normal, dass nur etwas passiert, wenn ich selber mindestens genauso anpacke. Zwei Wochen nur meine Katzen sehen? Normal… das ganze Wochenende mit niemandem reden? Normal… Tagelang würde es keiner merken, wenn Du umfällst. Ich glaube viele chronisch Kranke kennen das – am Anfang kümmert sich der ein oder andere, aber irgendwann, wenn klar ist, dass es kein „werde schnell wieder gesund“ mehr gibt und deine Schwäche eine Sache für den Rest deines Lebens ist, lässt das nach. Verständlich irgendwo, weil ja jeder auch sein eigenes Leben und seine Probleme hat. Dabei habe ich mit meinem Bekanntenkreis sicher noch Glück, sie tragen mir zumindest nicht nach, dass ich Einladungen oft platzen lassen muss. Und es sind einige Freunde verblieben, die da sind, wenn ich um Hilfe bitte und nicht nur Lippenbekenntnisse verstreuen. Das kenne ich von meinen Kontakten in der „Dauerkranken-Szene“ auch schlimmer.

Diese Reise in eine Welt der Fürsorge, der Anteilnahme und des ungefragten „ich erledige das für Dich“ hat mich verwirrt, nachdenklich gemacht und aufgewühlt. Ob ich es wohl schaffe an der nächsten Lebens-Abzweigung das Schild „nicht der schwere Weg“ zu entdecken und dann auch noch darauf zu vertrauen, dass es stimmt? Ein Stopp Schild habe ich immerhin schon eine Weile öfter mal im Einsatz.

Ich wünsche mir, dass ich meine Reise auf dieser Welt mit den guten Freunden weiter gehen kann, meine Arbeitsfamilie, Fliegerfamilie und auch die verstehenden Bekannten immer zu schätzen weiß. Ich bin dankbar dafür, dass ich einmal mehr gelernt habe, dass es diese Menschen auch an unerwarteten Ecken gibt und hoffe, dass ich es niemals als selbstverständlich hinnehme, wenn mir jemand seine Hand zum Helfen reicht ohne in der anderen mit Schuldscheinen zu wedeln oder gleichzeitig über die folgende Aufgabe zu fluchen.

Leben in Begleitung

Vor 9 Jahren habe ich ja gesagt… Ja zu einem Begleiter, der auf mich aufpasst, mich überwacht, mich einschränkt, ab und zu behindert, der aber auch mein Leben schützt… vor einem Jahr musste der Begleiter ausgetauscht werden und wie es so ist, dauerte es eine Weile bis sich alles eingespielt hat… der Neue ist ein bisschen größer, tickt ein wenig anders, hat verbesserte Fähigkeiten und lässt mir zumindest ein bisschen mehr Freiheit.

Klingt spannend, vielleicht mysteriös und nach wichtig mit Personenschutz. Aber tatsächlich ist es der Bruder des Herzschrittmachers, von dem hier die Rede ist. Da mein Herz gerne mal stehen bleibt oder flimmert wurde ich überzeugt mein Leben von einem ICD (Implantable Cardioverter Defibrillator) überwachen zu lassen. Anders als der Schrittmacher der permanent den Takt gibt, dümpelt dieser Defi in meiner Achselhöhle und wartet ab. Er ist auf bestimmte Signale programmiert die ihm sagen, wann er eine Aufzeichnung machen, wann er den Takt vorgeben oder sogar einen Schock abgeben muss.

In den ersten Monaten hatte er noch viel Takt-Arbeit zu tun, aber mit der Zeit waren meine Medikamente so eingestellt, dass mein Herz von alleine wieder in den Takt kam. Die Flimmer-Phasen wurden selten, der Stillstand in der Regel so kurz, dass das Gerät kaum wach wurde. Auch war mein Defi gut erzogen und hat nicht unnötig gearbeitet. Lange Zeit kannte ich ‚den Schock‘ nur aus Erzählungen anderer Betroffener, deren Gerät auch gerne mal mit einer Fehlzündung schockt. Seit ich einmal wirklich einen solchen Schock bekam bin ich dafür noch viel dankbarer.
Trotz dieser Lebensversicherung bin ich angehalten mein Herz zu schonen, da mit jeder Attacke ein Stück Herz stirbt und die Lebensqualität massiv leidet. Somit habe ich vielen Dingen, die mir eigentlich Freude machen adieu sagen müssen – Immer wieder muss mein Verstand meinen Bewegungswunsch zügeln.. keine Anstrengung, keine große Aufregung, kein voller Terminplan… manchmal geht es einfach, manchmal ist es schwer. Aber ich lerne es und streiche so Sachen wie Fallschirmspringen, Kunstflug und Gardetanz von meiner Buket List. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber die Lektionen nach einer Überlastung wiegen schwer und begünstigen den Lernprozess.

Mein Herz, der Defi und ich wir kannten uns wirklich gut und meistens wusste ich, was eine Kreislauf- oder eine Herzattacke war. Als vor einem Jahr die Batterie fast leer war hieß es Abschied nehmen: nicht ganz ohne Komplikationen wurde ein neues Gerät eingesetzt. Der Wohnort in der Achselhöhle war eher ungewöhnlich für die Chirurgen und die OP hat viel mehr Zeit und Blut gekostet, als geplant. Dafür war mir der Fremdkörper schnell wieder vertraut und es schien eine ruhige Sache zu werden mit uns beiden. Zu Beginn noch viel zu ruhig, da ich mich nur schlecht erholt habe, aber nach einer Medikamentenumstellung ging es mir ein paar Wochen sogar richtig gut. Mein Kreislauf war besser und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich so fit, wie ich auf viele wirke. Langsam lernte ich auch wie der neue Defi tickt und das bei gleichen Signalen andere Therapien des Geräts erfolgen. Was mich am Anfang irritiert hat war schon bald ein Segen, denn leider ist das Leben unberechenbar und es liegt nicht immer in der eigenen Hand, wieviel Aufregung einem begegnet.

Gestern habe ich erfahren, dass mein Gefühl für meinen Körper mich nicht verlassen hat.. dank einer Panik Ende Mai musste der Defi Takt-Arbeit leisten, der Elektro Schock blieb dank neuer Programmierung allerdings aus. Nur mein Herz geriet aus der Bahn und es gab in Folge viel zu erzählen für ihn. Fast haben sich die Störepisoden verdreifacht. Mit Hilfe der Technik habe ich sogar einen Ausdruck, der mir zeigt, dass die Aufzeichnungen von ihm perfekt zu dem passen, was ich mir notiert habe. Natürlich macht es die Sache medizinisch nicht besser, aber es ist beruhigend zu wissen, dass ich auf mein Gespür richtig reagiere.
Auf dieses werde ich mich auch weiter verlassen müssen – Medikamente könnten nur in dem Rahmen eingesetzt werden, der mich wieder ins Kreislauf-Aus bringt. Also heißt es für mich weiter vorsichtig zu sein und das Herz möglichst umfassend vor weiteren Schädigungen in Form von Stress, Überanstrengung, Angst und Panik zu schützen. Und die Beziehung zum Defi zu pflegen, damit er schön brav da bleibt wo er hingehört…

Dummerweise hat der sich nämlich dazu entschieden dies nicht zu tun. Vermutlich ist die Verankerung nicht richtig befestigt und der Kollege ist aus der Achselhöhle ausgewandert. Er kommt nur mühsam voran und hängt jetzt deutlich versetzt rum… wenn er begreift, dass er eh nicht davon kommt, könnte unsere Beziehung 11 Jahre halten, ohne weiteren Eingriff. Zumindest sagt das die Hochrechnung der Batterieladung. Falls er weiter vorprescht muss er wohl neu verankert werden. Und da im Leben ja nun mal nichts einseitig ist, darf er nun meine Herz überwachen und ich seinen Aufenthaltsort 😉

Frohe Ostern

UKE 2019 Ostern

Wieso gerade ich?
Wer kennt diesen Satz nicht? Irgendwann kommt doch jeder mal in die Lage diesen Satz voller Verzweiflung zu durchleiden.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich an diesem scheinbar unseligen Osterwochenende 1994 genau diesen Satz zelebriert habe.
Mit einem dummen Kraftakt hat es angefangen, als die Heizung auf meinen Fuß gekippt ist und ich im Krankenhaus auf die OP vorbereitet wurde, statt mit meinem süßen, bald 3 jährigem Sonnenschein Ostern zu feiern.
Mit den Röntgenbildern kam die Antwort auf drei Jahre Reiz-Husten und Halsschmerzen. Und meine Zeit mit dem ‚chronisch Krank‘ Stempel nimmt seinen Lauf.

Chronische Sarkoidose ist kein Todesurteil, aber der Freifahrschein für Jahre der Unsicherheit, des Zweifel, des Unglaubens und des Belächelt werden.
Man sieht es nicht, oft lässt es sich kaum nachweisen und selbst viele Mediziner haben keine Ahnung womit sie es da zu tun haben.
Es steckt in den Muskeln, Nerven, Knochen, den Organen. Still und Versteckt, manchmal auch furchtbar laut – aber versteckt. Winzig klein aber riesig in der Wirkung.
Nach 25 Jahren mache ich heute zumindest immer öfter die Erfahrung, dass es von meinen Ärzten bei der Diagnose in Betracht gezogen wird.

Wirklich Angst gemacht hat sie mir das erste Mal vor knapp 9 Jahren, als es plötzlich das Herz ist, dass angegriffen ist.
Während ich das im Krankenhaus verarbeite, taucht im Bett neben mir eine zweite der typischen Fragen auf: womit habe ich das verdient?

Ich kann es der Dame nicht wirklich beantworten, dafür kenne ich sie zu wenig, weiß nicht was sie so angestellt hat in ihrem Leben.
Aber nach 2 Tagen fragt sie mich, wie ich mit dieser Frage fertig werde und zumindest darauf habe ich eine Antwort: Ich stelle sie mir nicht!
Ich habe es nicht verdient und diese Dinge passieren nicht weil man etwas verdient hat. Niemand hat das verdient! Sie passieren einfach! Und scheinbar habe ich neben der Last auch die Fähigkeit mit auf den Weg bekommen damit umzugehen.
Naja zumindest meistens 😉

Natürlich erwische ich mich manchmal bei dem Gedanken ‚echt jetzt, das auch noch?‘ Aber irgendwie geht es ja dann immer weiter und es passieren schönere Sachen zwischendurch.

Frühling Ostern UKE 2019

Frühling auf dem Gelände des UKE

25 Jahre nach der Diagnose liege ich mal wieder im Krankenhaus und bin dankbar. Dankbar, das es Menschen gibt, die Ostersonntag aufgestanden sind und zur Arbeit gekommen sind, damit ich frühstücken kann, obwohl sie sich vielleicht beim Aufstehen gefragt haben ‚warum gerade ich‘. Dankbar das ich der Mensch bin, der ich bin – geprägt durch hinfallen und wieder aufstehen. Dankbar, dass es mich getroffen hat und nicht den Menschen, der an der Frage nach dem Wieso, weshalb und warum zerbrochenen wäre.

Wenn nicht ich, wer dann? Irgend wen trifft es schließlich immer!!

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen frohe Ostern! Egal ob ihr einfach die freien Tage annehmt oder über die Bedeutung des Festes wirklich nachdenkt -> seit dankbar, dass es im Leben eines Jeden diese Menschen gibt. Menschen die für uns aufstehen, ihre freie Zeit geben, Menschen die von Blitz des Lebens getroffen werden obwohl es uns hätte treffen können. Und wenn ihr gerade gefühlt von einem dieser Blitze getroffen seit, wünsche ich Euch die nötige Portion Kraft und Hilfe um es anzunehmen und wieder aufzustehen.

Wahl-Familie

Ab und an vermisse ich so etwas wie eine große Verwandtschaft … aber nur ab und an, weil eigentlich habe ich nicht nur eine, sondern mehrere Familien/Verwandtschaften und die sind riesig! Zum beispiel meine Fliegerfamilie, dann gibt es da die Familie rund um meine beste Freundin, die mich adoptiert hat und mir ein wunderbares Patenkind geschenkt hat. Meine Theaterfamilie, meine „immer wieder Samstag“ Familie, meine Corby-Familie…. und meine Karneval-Familie, die natürlich entsprechend der Jahreszeit besonders häufig um mich ist.
Wenn ich meine Bildergalerie ansehe, so finde ich sie alle wieder. Und zu allen gibt es Geschichten, die eine Familie eben ausmachen. Nicht immer sind wir einer Meinung, es wird diskutiert und auch gestritten, wir sagen uns auch mal unbequeme Dinge, aber am Ende, so wie es in Familien meistens ist, wird sich zusammengerauft, vertragen und an einem Strang gezogen.

Zu meinen 2018 Vorsätzen gehört ja, jeden Tag etwas aufzuschreiben, was meinen Tag zu einem Besseren, einem Guten gemacht hat. Nun ist das Jahr noch recht jung, aber trotzdem möchte ich eine Tendenz auslesen – es gibt genau einen Tag, zudem mir nichts positives zum Vermerken eingefallen ist. Und ich würde mal behaupten, das liegt daran, dass ich krank im Bett lag. Es gibt dagegen keinen Tag, den ich mit „das war aber Mist“ kennzeichnen würde!
Und wenn ich mir dann noch ansehe, was ich aufgeschrieben hab, dann muss ich feststellen: meine Familien sind die Geilsten (Olé). Da finde ich mal etwas, was in der Firma geschehen ist, mal durch die Samstags-Runde, die Flieger… vieles aus der Karnevals-Familie! Egal ob ihr Euch meldet um unsere Freunde aus Corby zu fahren oder zu bewirten, ob es in der Prinzenpaar-Begleitung etwas unschlagbar Schönes gibt, oder ich einfach nur schaffe zwei Runden hintereinander mit Euch zu tanzen… all das macht meinen Tag zu einem Guten. Ich kann nur hoffen, dass ich es schaffe für den ein oder anderen auch so ein „guter Tag“ Baustein zu sein, wie zB die Süße, die heute da stand und gesagt hat: „eigentlich hätte ich auf die Sache keine Lust, aber wenn das nötig ist, damit Du dabei bist, dann auch das“ … Gänsehaut, Pippi in den Augen und ganz viel Wärme!
Ein Beispiel aus 14 Tagen, welches mir zeigt wie schön das Leben ist, wenn wir hinsehen, uns rein fühlen! Wie in der Familie, die mit Blutsverwandtschaft entsteht, so gilt auch hier: wir sind manchmal nicht zusammen, aber trotzdem seit ihr immer dabei! Ich hab Euch lieb und wenn einer von Euch in Not ist, bin ich hoffentlich immer in der Lage, auch Eure Tage besser zu machen!

Heimat und ihre Menschen

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Meine Heimat ist Velbert. Nicht, weil die Stadt eine besonders geile Einkaufsmeile ist, oder weil es hier hippe Lokations gibt. Sondern weil es hier die Menschen gibt, die mir ein Zuhause Gefühl geben, ein Gefühl von Geborgenheit. Es ist die Stadt, der Ort, an dem ich auch an schlechten Tagen auf jemanden treffe, der den Tag aufhellt. Es sind die Menschen, die Bewohner, die etwas aus der Stadt machen.
Es gibt über meine Heimatstadt viele Meinungen. Und wenn ich mich auf Facebook umsehe, dann gibt es viele sehr negative und böse. Aber letztlich ist Heimat das, was wir daraus machen! Eine Heimat kann nicht besser sein, als die Menschen, die dort leben! Also selbst wenn ich unschöne Ecken und Mängel sehe, so ist es doch an mir und den Menschen in meinem Umfeld, etwas Gutes oder zumindest Besseres daraus zu machen. Gott sei dank kenne ich viele Menschen, die das genauso sehen!

Die letzten Monate waren nicht unbedingt die Besten meines Lebens, ungeschönt kann man sagen, es war eines der miesesten Jahr – das mieseste Jahr. Aber es ist auch eines der Jahre, die mir zeigen, worauf es ankommt. Ein Jahr vieler besonders wertvoller Momente! Momente der Menschen, die Mut und Hoffnung geben. Momente die mir zeigen wo mein Zuhause ist.
Einige diese Menschen haben mit meiner Heimatstadt herzlich wenig zu tun. Es sind diejenigen, die mir das Schicksal über den Weg geschickt hat, um mir zu zeigen, dass das Leben überall lebenswert ist. Anette in Hamburg, die mir immer wieder zeigt, dass es wichtig ist ein Schicksal anzunehmen und dann auszutricksen. Kristina, die mir zeigt, dass ein eigentlich wild fremder Mensch in der nächsten Minute zum Held deiner Erfahrung werden kann und plötzlich in deinem Herzen nistet, auch wenn er in der Pfalz lebt und dir an der Ostsee über den Weg läuft. Anja, die immer in der Nähe in Heiligenhaus ist, die ich ewig nicht sehe, die aber im richtigen Moment einfach für mich da ist und deren Familie auch meine ist. Terri, die für mich immer passende Worte hat und in Corby so viel bewegt für unsere englischen Freunde, dass ich mich sehr oft frage, wo sie das alles her nimmt. Und so viele mehr…

Zuhause ist zunächst in mir selber! Es ist da, wo ich mich wohl fühle – und mal ganz ehrlich, solange ich mich mit mir selber nicht gut fühle, kann der Rest nicht funktionieren!

Und Heimat wiederum ist da, wo ich in diesem Gefühl angenommen bin. Wo ich auf Menschen treffe, die mir meine Macken verzeihen und ich ihnen ihre. Heimat ist da, wo ich über die Zeit in Hochs und Tiefs ich selber bleiben kann. Es ist der Ort, wo ich an jedem Tag einen Menschen finde, der genau diesen besonderen Moment noch ein wenig besser macht. Heimat ist nicht eine Landschaft, eine Einkaufsmeile oder ein Freizeit Equipment! Es sind die Gefühle und Menschen, die das Leben ausmachen:

  • eine Laien-Schauspielgruppe suchen, die bei einem städtischen Projekt mitmacht und meine beste Freundin aus Kindertagen wiederfinden
  • in Zeitnöten stecken und schwups stehen ein paar Helfer aus dem Verein auf der Matte, die nicht nur das direkte Problem lösen, sondern direkt weiter mit anpacken, obwohl sie genug andere Arbeit haben
  • eine Dankes Party schmeißen um alle die zu verwöhnen, die dir zur Seite standen und statt alle zum umsorgen, selber umsorgt werden – Hilfe beim Einkauf, Aufbau und Aufräumen zu haben
  • Nachrichten mit einem Freund tauschen, weil er längere Zeit hier ist und nicht in seiner aktuellen Wahlheimat Ecuador, der es mir trotzdem nicht übel nimmt, dass ich selten Kontakt zu ihm habe, weil er versteht, dass es so viele Anforderungen im Leben gibt
  • mit dem Prinzenpaar unterwegs sein und unvermittelt unter Menschen zu stehen, die mit mir über meine wunderbare Mama reden, weil sie Seiten von ihr kennen, die ich als Tochter so nie mitbekommen habe
  • eine Theater-Freundin treffen, die ohne viele Worte genau weiß, welche Gefühle mich gerade bewegen und mir vermittelt, was ich nicht so eng sehen sollte, weil unsere Kinder zusammen zur Schule gegangen sind und sie daher weiß wie diese Gruppe so tickt
  • in der Innenstadt stehen und beim Feuerwerk an Mama denken, und kaum rollt die erste Träne habe ich einen Arm um die Schulter und spüre die nächsten Minuten stummen, rückhaltlosen Beistand
  • einen Absacker trinken gehen und ohne großes Bestellen dein Getränk vor die finden und aus einem Getränk wird eine tolle Party, weil Wirt und Gäste Sirtaki tanzen und dann die ganze Kneipe rocken
  • zu einem Segelfliegertag fahren um zwei Leute zu treffen und mit ungezählt vielen tollen Begegnungen und Gesprächen im Gepäck wieder nachhause zu fahren
  • eine Wohnung auflösen und am Ende das gute Gefühl haben, nichts sinnlos wegwerfen zu müssen, weil jeder wen kennt, der dieses oder jenes braucht oder der noch jemanden kennt, der gerade gar nichts hat und alles braucht
  • tausend gute Tipps bekommen, damit die Stubentiger wieder gesund werden und meine Gäste (auch bekennende Katzen sind doof Menschen) um den Finger wickeln können
  • jedes Wochenende Termine zu haben, damit man nicht in Trübsal versinkt, aber keiner nimmt es einem übel, wenn man dann doch lieber früh geht, nicht kommt oder ein wenig melancholisch ist
  • eine Woche mit dem schlimmsten Geburtstag von Mama beginnen und sie mit dem besten Freundschafts-Gefühl beenden

Das sind einige wenige Beispiele, der letzten 2 Monate, die mein Heimat Gefühl ausmachen. Eine solche Heimat entsteht nicht über Nacht und sie entsteht vor allem nicht, wenn man eine Erwartungshaltung hat, die aussagt: „ich habe das verdient und erwarte das ‚xyz‘ mir ‚abc‘ anbietet“ – eine solche Heimat entsteht dadurch, dass ich selber anderen Heimat biete ohne etwas zurück zu erwarten. Indem ich mich einsetzte ohne zuerst zu fragen, was habe ich davon. Nur wenn ich selber etwas gebe, kann es zu mir zurück kommen, wenn ich es brauche.
Manchmal macht es mich traurig, wenn es nicht genauso klappt wie ich es denke. Manchmal macht es mich wütend, wenn ich lese oder höre was manche Menschen erwarten/fordern, aber meistens macht es mich einfach stolz und froh da zu sein wo ich bin und so zu sein, wie ich bin.

Ich kann sicher nicht allen so danken, wie sie es verdient haben und vielleicht hat der ein oder andere das Gefühl ich verteile die Art des Danke sagen falsch, wenn ich für die eine Gruppe Freunde dieses und die andere jenes mache. Aber ich kann nicht all die tollen Menschen in meinem Leben in einen Sack oder auf ein Party vereinen. Und noch einmal beweißt mir meine Heimat, dass ich sie gut ausgewählt habe – bisher habe ich auf diese Art des mehrfach und verschieden Danke sagen viele tolle Stunden gehabt, die sich über Monate verteilen.

Heute und hier einmal Danke an ALLE! Danke für die Liebe, Freundschaft, Unterstützung. Danke für Ablenkung oder das Teilen meiner Trauer. Danke für Parties, Arbeit und Gespräche.
Danke, dass ihr meine Heimat bildet, die eher zufällig in Velbert liegt, die ich aber tief im Herzen verankert habe und die auch über die ganze Welt verteilt ihre Wurzeln hat!

Graffiti und Rettungsgasse

Was haben diese beiden Dinge gemeinsam? Nun im ersten Moment vielleicht nichts, eher sind sie sehr gegensätzlich: Graffiti sieht man auf der Autobahn am laufenden Band, die Rettungsgasse eher gar nicht.

Heute hatte ich mal wieder das Vergnügen von Bonn nach Velbert zu fahren – 15 Uhr und zweimal zäh fließender Verkehr

Bei Staubildung

Bei Staubildung -> vor dem Stillstand!

garantiert. Letztlich war es beide Male sogar eher Stop and Go und Stau. Seit meinem September-Erlebnis bin ich doppelt sensibilisiert, was freie Fahrt für Rettungswagen angeht und reagiere ziemlich prompt, sobald es auf allen Spuren im ersten Gang rollt oder sogar steht. In der Regel befinde ich mich sowohl auf der A3, als auch auf der A46 links und somit lenke ich meinen Wagen mit dem linken Rad über die linke Begrenzungslinie. So lange, bis es in den 2. Gang oder über 20-30 km geht. Leider befinde ich mich meistens alleine dort. Heute war ich ausnahmsweise auf der A46 von vier weiteren Rettungsgassen Kennern umgeben – schon besser das Bild. Besonders schockiert hat es mich allerdings, das ich auf der A3 sage und schreibe 8 – ACHT -Mannschaftswagen der Polizei vor mir in Sicht hatte und genau EINER davon im Still-Stand die Rettungsgasse bedacht hatte! Ehrlich ein Graus. Niemals möchte ich vorne derjenige sein, dessen Leben vom Erscheinen der Retter angewiesen ist! Wenn alle sich erst sortieren müssen, wenn der Rettungswagen im Rückspiegel erscheint kostet das wertvolle Minuten!

Einprägsame Darstellung wie es geht

So einfach kann es sein

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Graffiti im Park

Wo da die Graffiti (das Graffiti?) bleiben? Nun ich selber habe dieses hervorragende Bild auf Facebook gesehen, mein Schockerlebnis im Rettungswagen gehabt und werde es sicher nicht so schnell vergessen, aber für all die anderen wäre es vielleicht eine tolle Sache, wenn wir ohne dieses Hauruckverfahren ans Ziel käme. Wenn man also statt dessen eine Bild von unseren  Sprayern bundesweit auf Lärmschutzwände und Betonmittelstreifen machen ließe… sähe bunter und schöner aus als nackte Wände (oder vieles des unzusammenhängenden Zeugs) und würde vielen in ihrer Erinnerung direkt vor Ort auf die Sprünge helfen…..

Nur so eine Idee

Schlaflos

Als ich diesen Blog angefangen habe, wollte ich kleine Geschichten und Anekdoten erzählen, von Urlaubszielen schwärmen, ein bisschen über Basteln, Gärtnern und andere Hobbies schreiben. In den letzten Wochen war dieser schöne Teil des Lebens sehr klein geschrieben und satt dessen kam mehr Kranksein, Verlust und ähnlich emotionales Ungemach zum Zuge.

Da das Leben voll von Beidem ist, gehört es wohl einfach dazu. Die Resonanz von Euch, die bei mir ankommt, sagt mir „es ist okay auch diese Dinge zu beschreiben“ … vielleicht liegt das daran, dass ich immer zu denen gehört habe, die auch miese Situation noch mit Komik sehen können. Trotzdem kam ich in den letzten Wochen nicht umhin diesen Wesenszug zu vernachlässigen.

Und so liege ich auch heute mal wieder im Bett, habe drei Anläufe „jetzt kann ich einschlafen“ hinter mir und komme nicht zur Ruhe. Dem Vorführ-Effekt sei Dank schlägt mein Herz nicht ganz so wild – ist doch seit heute Mittag das Langzeit-EKG aktiv. Aber dafür schlagen halt meine Gedanken Purzelbäume. Ich fühle mich unzuverlässig, weil ich mein Kollegenteam mal wieder im Stich lassen muss, gleichzeitig weiß ich, dass ich für meine Gesamtsituation immer noch vieles erledigt bekomme. Ich habe positive und negative Countdown im Kopf. Szenarien die mich er- aber auch entmutigen. Und über allem die Angst, dass der Plan, den ich mal wieder neu geschrieben habe, platzen könnte. Und so hangel ich mich durch meine wichtigsten „to do’s“ in der Hoffnung, dass die positiven Countdown gewinnen.

  • Noch 2 Tage, dann habe ich hoffentlich einen festen Plan, wie es mit mir und meinem Herzen weiter geht und wann ich wieder langfristig arbeiten kann
  • Noch 3 Tage, dann habe ich ein paar Stunden mein BBSW Dream Team um mich
  • Noch 1 Woche, dann sind die schweren, großen und unüberwindlichen Dinge aus Mamas Wohnung raus
  • Noch gut 2 Wochen, dann habe ich alles in meiner Wohnung neu aufgestellt und kann endlich aufbauen, statt neues Chaos zu schaffen
  • Noch 1 Monat, dann beginnt die 5. Jahreszeit und damit eine Zeit, die mich Teil eines Teams seinen lässt, das eine besondere Zeit erleben darf

Nebenbei gibt es viele weitere schöne Pläne/Termine, die aber nicht so genau terminiert sind. All das lässt mich den Kopf über Wasser halten und nicht völlig verzweifeln an den Dingen, die mich ängstigen. Und ich stecke meinen Kopf in den Sand um die Gefahr, dass alles platzen könnte, zu übersehen. Das funktioniert zumindest einige Stunden am Tag – nur abends, nachts da gehört diese Angst zu den Dingen, die mich um den Schlaf bringen. Zu dieser Zeit verlässt mich im Moment meine Fähigkeit auch der blödesten Situation noch etwas positives abzugewinnen und ich möchte mich manchmal wie ein bockiges Kind auf den Boden werfen, strampeln und „ich will das nicht“ heulen. Oder die Decke über meinen Kopf ziehen und ein paar Wochen nicht wieder zum Vorschein kommen.

Da dies keine Option ist, bin ich unendlich dankbar für alle diejenigen, die an meinem positiven Countdown einen Anteil haben, diejenigen die in den weiteren Plänen eine Rolle spielen und für meine Helfer, Kummerkästen, Ablenker und in den Arm Nehmer…. was gerade passiert mag mein persönlicher Albtraum, meine Aufgabe und meine Prüfung sein, aber ohne Euch würde ich keinen Fuß vor den anderen bekommen!

To do or not to do!

Mal wieder Zwangsurlaub…. der Lebens-Jahrmarkt dieses Jahr ist endgültig zu turbulent für mein Herz. Aus dem ab und zu störenden Zusatzschlag im August ist ein dauerhafter Trommelwirbel geworden und manchmal habe ich das Gefühl mein Herz tanzt Polka. Wenn man davon absieht, das es ermüdet und ängstigt, so ist es auch noch extrem Schlaf raubend.
Gestern habe ich kapituliert. Natürlich nicht ohne Verhandlungen über die Bedingungen. Wäre ja nicht ich, wenn ich jetzt einfach aufgebe…. also gibt es einen Kuhhandel über den Rahmen der notwendigen Untersuchungen, die Arbeiten zuhause, die ich noch erledigen darf und wo ich mir jemanden suchen muss, dem ich dann zusehe und das absolute Maximum an Zeit, die ich auf meinen Job verwenden darf. Ich habe das Glück, dass mein Job nicht nur Last ist, sondern die Tüftelei über Projekten, die Fehlersuche etc. auch etwas heilendes für meine angekratzte Seele hat!

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Im Gegenzug dazu muss ich die selbe Zeit auf dem Sofa verbringen. Sollte normal nicht sooooo schwer sein, aber wer mich näher kennt weiß, dass ich nicht der Couchpotato bin….. irgendwie bastel ich, stricke, häkel oder wuseln vor mich hin während dann mal der Fernseher am späteren Abend läuft.  Also einfach Kampf-Kuscheln mit den beiden Süßen ist zwar schön, aber nicht gerade meine Parade Disziplin.
Umso mehr genießen Sie es gerade…. heute war es wirklich so schlimm, dass ich ab Mittags alle Termine abgesagt habe. Wie heißt es doch immer so schön? Die Arbeit läuft ja nicht weg… und Gott sei Dank haben alle, die heute was aus Mamas Wohnung holen wollten auch morgen Zeit. Wird dann morgen nur ein bisschen voller drüben. Stattdessen liege ich unter meiner neuen (gestern gekauft!) London-Kuscheldecke, auf meinem London-Bettsofa, schaue auf die Whisky Bar neben dem Fernseher und hab meine Utensilien auf dem UK Knie-Tischchen um mich…. es gibt tatsächlich in meiner, nun nicht mehr ganz so neuen Wohnung ein „Britisches Zimmer“ – alles orange ist weitestgehend verbannt und statt dessen findet sich hier jedes Andenken aus Corby und London, viel Union Jack, diverse DIY Lampen und dank der Aktion im Kaufland diese Woche ein paar ergänzende London Textilien. Nur fertig werden muss ich irgendwann noch. Durch die Wohnungsauflösung bei Mama ist hier nicht nur „Baustopp“ sondern zusätzlich Chaos, weil vieles erstmal in Taschen und Kartons hier einzieht, irgendwann die Schränke dazu nach kommen und/oder das Entsorgen einfach Zeit braucht da es gesichtet und geschreddert werden muss.

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Leider ist das Leben in unerwarteten Situationen besonders überraschend. Erstaunlich, wer dir hilft obwohl du es nie erwartet, geschweige denn gefragt hast, aber auch traurig, wer dir zwar sofort das Blaue vom Himmel verspricht und dann nie mehr gesehen/gehört wird. Zumindest konnte ich in den zweiten Fällen meine Kontakte ein wenig ausdünnen. Mein Leben ist jetzt lang genug und mit ausreichend Erfahrung versehen, um mir den Luxus zu leisten auf Blender, Schwätzer oder Sozial-Legastheniker zu verzichten. Ich bin schon länger nicht mehr der Esel, der das Möhren-Prinzip nicht kapiert… das Bild hierzu habe ich in einem anderen wirklich tollen Blog gefunden – schaut mal vorbei: http://ruppi-struppi.blogspot.de/

Davon abgesehen habe ich von Ärzten und heute in der Therapie den dringenden Rat bekommen, mich neben dem was sein MUSS mal eine Weile nur mit Dingen zu beschäftigen, die mir gut tun oder mich nach vorne bringen. Negativ und nach unten ziehend hatte ich ja erstmal genug.
Und genau das habe ich jetzt vor

  • Schritt für Schritt die Dinge angehen die sein müssen und dabei fest daran glauben, dass die Menschen in meinem direkten Umfeld die Guten sind und mir in den nächsten drei Wochen immer mal eine Stunde zu Hand gehen beim Kleidung eintüten, Kartons packen, Müll entsorgen, Sachen von 2 nach 8 schleppen, Nägel aus der Wand ziehen, Vorhänge abnehmen, Löcher bohren und umräumen
  • Ausreichend entspannen bei schönen Gesprächen oder beim Kuscheln mit den Katzen
  • Untersuchungen hinter mich bringen, die mich einer Lösung näher bringen
  • Kontakt zum Job halten, damit ich nicht irgendwann wieder in Emails und Fragezeichen ersticke, einen kleinen Teil im Team beitragen und meinen Kopf mit etwas beschäftige, was mir Spaß macht
  • Veranstaltungen besuchen, die mir Freude machen und mich weiter zurück zur Normalität bringen
  • Schöne kleine DIYs angehen – ist einfach kürzer als Bastelarbeiten – die mich stolz machen, meine Wohnung personifizieren oder einfach praktisch sind
  • Eine Schneiderin finden, die mir die Dinge zuende macht, die Mama für mich angefangen hat – schließlich soll zB der Anzug, von dem sie glaubt das er perfekt für mich ist auch fertig werden
  • Die grossen Räumungstermine einhalten und mich weiter mit Leuten rumärgern, die so eine Nachlass-Verwaltung kompliziert machen
  • Den wahrscheinlichen Eingriff bald machen zu lassen ohne hier völlig aus dem Takt zu kommen
  • Ein paar Tage ausbrechen und zu meiner Hamburg-Sippe fahren

Wenn ihr mich zwischendurch mal irgendwo dumm rum stehen seht, das Gesicht in die Sonne gedreht, murmelnd oder blöd grinsend, dann ganz vorsichtig anklopfen, weil dann rede ich gerade mit Mama!
Z.B. heute war ein regnerischer Tag, aber als ich von der Therapie zurück bin und kurz sehen wollte was Mamas neues Zuhause macht, hat die Sonne gestrahlt… sicher kennen wir alle die schemenhaften Bilder, die vor dem Auge entstehen, wenn man die Augen schließt nachdem man ins Helle geschaut hat…. und auch wenn es blöd klingt, heute war dieses Bild eine verschwommene Figur mit schulterlangen Haaren…. „ach“ sag ich zu ihr „machen wir jetzt einen auf Engel?“ Der nächste Teil war eines der geheimen Frauengespräche und dann haben wir beide gelacht, weil plötzlich um den Kopf der Gestalt ein Heiligenschein hüpfte…. den hat sie dann ganz schnell weggeschubst. Auch wenn sie für mich die Welt bedeutet, wissen wir ganz genau, dass ihre (wie auch meine) Art nicht wirklich zu heilig passt, dazu sind wir beide zu frech…

Keine Sorge ich drehe nicht durch, das ist einfach nur meine Brücke, das was mich über Wasser hält

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