Adieu BBSW 2020

Auch wenn wir uns schon einige Zeit in Isolation befinden und ich mich eigentlich an die vielen Absagen gewöhnt haben müsste, trifft es mich heute doch besonders und ich könnte heulen.

Mit viel Wehmut, etlichem Hin- und Herschreiben, Telefonieren und Überdenken, ist es jetzt entschieden: Wir sagen die BBSW für dieses Jahr ab. Selbst wenn der Flugbetrieb unter diversen Auflagen möglich geworden wäre in den nächsten 3 Wochen, so wissen wir doch, dass wir weder Camping noch das übliche Beisammensein so bald umsetzten könnten. Und schließlich es ist es genau das, was die BBSW ausmacht. Ein Familien-Treffen quasi mit integriertem Segelfliegen.

Zum ersten Mal seit 12 Jahren werde ich die Zeit von Himmelfahrt bis Pfingsten zuhause verbringen. Keine Flieger Gemeinde, die darauf wartet über meine Morgen-Kaffeerunde informiert zu werden. Keine lange Tafel an meinem Geburtstag, der dieses Jahr mal wieder am Flugplatz stattgefunden hätte. Kein Frühstück mit meinem Lieblings Team, kein Grillen in der untergehenden Sonne oder Lagerfeuer, keine Lachsalven, wenn Mario seine Zusammenfassung präsentiert… ach und so viel mehr, es könnte eine endlose Liste werden.

Positiv denken fällt da schwer… ich versuche es trotzdem einmal und wünsche mir, dass meine Pfingstrose mich damit tröstet nach 5 Jahren endlich mal wieder zu blühen. Vielleicht ist es ja ein Anreiz für sie, dass ich zuhause bin 😉

Lessons learned

This week has been amazing, stressful, painful, filled with happiness and wistfulness…

And I learned:

  • It is urgently needed to meet colleagues more often face to face as the little chats during coffee breaks or dinner can tell you more than 8 hour meetings
  • Take care you have the best colleagues/friends around when your car decided to go on strike as this will turn a horrible situation into a life long lasting memory
  • Before you decide to damn a species because of the behavior of some you know give it enough chances to proof you might be wrong
  • If you fall over a scratch on your chin hurts less than a broken nose even if you think it looks a bit stupid, so learn to protect the important areas
  • Even if you think you have to hurry take the time to check your belongings before you move on
  • Before you murmur about something that’s gone, imagine what could have gone instead and be happy as it could have been worse (and again take care you have good colleagues/friends around)
  • It’s always worth to take second looks or give new chances as even in our age people can develop
  • Be grateful everyday about what you achieved. You might think you’re nothing but people from outside can see things you never thought of.

Thanks to everybody who joined, supported, entertained and hugged me during the last week. You have no idea what that means to me 😘

Zwei Reisen aber kein Urlaub

In den letzten Monaten häufen sich Posts in meinem Entwurf-Bereich und alle enden sie im Nichts… entweder bekomme ich die Kurve nicht zum richtigen Ende oder es ist zu persönlich für Jemand der meint sich angesprochen – vielleicht sollte ich mir ein Pseudonym suchen? Ich hoffe ich hab diese Blockade irgendwann überwunden und kann das ein oder andere vervollständigen.

Da gab es ein Wochenende im letzten Jahr, das mich so sehr aufgewühlt hat, so dass ich zum Ende emotional erschöpft ins Bett gefallen bin. Am Tag danach habe ich mir die Zeit genommen und mal ein wenig zwischen diesen Spinnweben im Gehirn aufgeräumt. Meine Freundin hat mir bestätigt, dass gerade Beerdigungen von Freunden aus der Vergangenheit häufig solche Nebeneffekte haben.
Auch wenn es im Zusammenhang mit Trauerfeiern eher nicht um schöne Stunden geht, so gibt es ja doch bessere und schlechtere – die Beisetzung meiner Freundin und Mitbewohnerin aus Ausbildungszeiten gehörte eindeutig zu den Besseren. Wir haben einen wunderbaren Mensch verabschiedet und nebenbei eine Reise in die Vergangenheit unternommen. Bei solchen Gelegenheiten begegnet man Menschen, die man Jahrzehnte nicht gesehen hat. Alte Emotionen kommen auf den Tisch, ein Schnelldurchlauf durch das eigene Leben. Plötzlich stellt man fest, dass sich manche Dinge auch nach 30 Jahren nicht geändert haben. Andere hat man so weit hinter sich gelassen, dass man sich kaum noch daran erinnert. Zwei Tage, in einem kleinen Universum, intensiv, traurig aber auch dicht an schönen Erinnerungen – die Begleitung einer Freundin auf ihre letzte Reise hat, genau wie sie selber, tiefe Spuren hinterlassen, die sicher noch lange in mein Leben einfließen.

Etliche Zeit später befinde ich mich wieder auf einer Reise – Geschäftsreise. Was eigentlich sehr anstrengend ist und an manchen Tagen die Grenzen meiner Kraft stark ankratzt, erweist sich trotzdem als mit die beste Zeit seit langem. Diese Reise macht mir bewusst, wie wichtig es ist, nicht alleine zu sein, Menschen um sich zu haben, die sich kümmern. Ungewöhnlich ungefragt und mit größter Selbstverständlichkeit. Ohne Dich und die Umstände zig Mal zu verfluchen oder Dir das Gefühl zu geben, dass Du gerade einfach nur lästig bist.
Für mich ist es so selbstverständlich geworden alleine zurecht zu kommen, dass ich gar nicht mehr gemerkt habe, was in meinem Leben eigentlich fehlt. „Ohne zu geben gibt es auch Nichts für Dich“ könnte irgendwo mal in meinen Glückskeksen in dieser Zeit gestanden haben. Und so finde es normal, dass mein Chaos Monate vor meinen Augen liegen bleibt, weil ich die Kraft nicht habe, mal gründlich durchzufegen. Über die Jahre wurde es einfach normal, dass nur etwas passiert, wenn ich selber mindestens genauso anpacke. Zwei Wochen nur meine Katzen sehen? Normal… das ganze Wochenende mit niemandem reden? Normal… Tagelang würde es keiner merken, wenn Du umfällst. Ich glaube viele chronisch Kranke kennen das – am Anfang kümmert sich der ein oder andere, aber irgendwann, wenn klar ist, dass es kein „werde schnell wieder gesund“ mehr gibt und deine Schwäche eine Sache für den Rest deines Lebens ist, lässt das nach. Verständlich irgendwo, weil ja jeder auch sein eigenes Leben und seine Probleme hat. Dabei habe ich mit meinem Bekanntenkreis sicher noch Glück, sie tragen mir zumindest nicht nach, dass ich Einladungen oft platzen lassen muss. Und es sind einige Freunde verblieben, die da sind, wenn ich um Hilfe bitte und nicht nur Lippenbekenntnisse verstreuen. Das kenne ich von meinen Kontakten in der „Dauerkranken-Szene“ auch schlimmer.

Diese Reise in eine Welt der Fürsorge, der Anteilnahme und des ungefragten „ich erledige das für Dich“ hat mich verwirrt, nachdenklich gemacht und aufgewühlt. Ob ich es wohl schaffe an der nächsten Lebens-Abzweigung das Schild „nicht der schwere Weg“ zu entdecken und dann auch noch darauf zu vertrauen, dass es stimmt? Ein Stopp Schild habe ich immerhin schon eine Weile öfter mal im Einsatz.

Ich wünsche mir, dass ich meine Reise auf dieser Welt mit den guten Freunden weiter gehen kann, meine Arbeitsfamilie, Fliegerfamilie und auch die verstehenden Bekannten immer zu schätzen weiß. Ich bin dankbar dafür, dass ich einmal mehr gelernt habe, dass es diese Menschen auch an unerwarteten Ecken gibt und hoffe, dass ich es niemals als selbstverständlich hinnehme, wenn mir jemand seine Hand zum Helfen reicht ohne in der anderen mit Schuldscheinen zu wedeln oder gleichzeitig über die folgende Aufgabe zu fluchen.

Mainlandgames

Auf den ersten Blick schaut man auf uns und fragt sich vielleicht „Ja ist denn schon wieder Karneval“ … aber schnell wird klar, in dieser Stadt, an diesem Tag sind wir eine Karneval Gesellschaft mit Zweitinteresse.

Die meisten von uns tragen Rock, auch die Männer. Wir sind in Rüsselsheim und freuen uns auf einen tollen Tag bei den Highlandgames – hier ein wenig angepasst im Namen.

2009 hat ein Team unserer Herren das erste Mal in Velbert teilgenommen und wir haben uns mit diesem Fieber infiziert. Dank unserer Verbindung zur Stadt Corby in England, die wiederum viele Einwohner mit schottischen Wurzeln hat, passt es einfach perfekt und wir pflegen dieses nun über 10 Jahre.

An diesem Wochenende ist es also wieder so weit, trotz Regen und matschigem Platz werden Baumstämme geworfen und geschleppt, Strohsäcke, Gewichte und Pfeile geworfen/geschossen. Wir sind mit einer super Truppe und viel Unterstützung da, haben ein tolles Lager, grillen und genießen den Tag trotz widriger Umstände. Unsere Mannschaft verliert leider wertvolle Punkte, da der Baumstamm bricht und die Disziplin nicht mehr gewertet werden kann, der matschige Boden sorgt für etliche rutschige Partien und ganz ohne Verletzungen geht es nicht an diesem Tag. Aber mit Platz 7 erreicht das Team die beste Platzierung seit Teilnahme an den Mainlandgames.

Die Party im Anschluss muss ich leider schwänzten, da mich die Stunden auf den Beinen an den Rand meiner persönlichen Fähigkeiten gebracht hat. Aber die Geschichten beim Frühstück am nächsten Morgen sprechen von einem tollen Abend.

Sieht man mal vom Wetter und der Qualität des Hotels ab, so war es ein rund um gelungenes Wochenende und eingeschworen starten wir in die Woche der Velberter Highlandgames.

Eine Woche später liege ich leider mit Fieber im Bett, drücke aber kräftig die Daumen für unser Team und freue mich riesig über die Nachricht am späten Nachmittag: nicht nur der 1. Platz in der Teamwertung, sondern auch der 1. Platz in der Einzelwertung gehen an die Männer der KG Große Velberter 1935 e.V. – Herzlichen Glückwunsch !

Raustanzen

Kitsch-Kulisse Anfang Juni 2019

Das Leben verändert sich mal schneller, mal langsamer. Häufig so langsam, dass es fast langweilig wirkt. Und manchmal kommen die Einschläge wie Sperrfeuer. Ich denke jeder hat im Laufe des Lebens seinen Weg entwickelt, mit einem solchen Sperrfeuer umzugehen und es abzuarbeiten. Was aber, wenn dieser Weg versperrt ist, oder anders gefragt: was ich am mit am meisten vermisse, seit ich Herzkrank bin?

Karneval 2009 - Abtanzen mit Freunden Karneval 2009 – Abtanzen mit Freunden

Raustanzen! Das war meine Geheimwaffe – egal wie groß der Kummer war, mich jemand enttäuscht hat oder beruflich etwas schief lief. Musik an und tanzen, nicht denken sondern nur fühlen und bewegen, zur Not stundenlang.

Schon bevor ich wusste, was mir genau fehlt, hat ES gefehlt, schließlich hing ich relativ bewegungsfrei auf meinem Sofa fest. Und irgendwann, ein paar Wochen nach der Diagnose war das Wissen da, das ES nie wieder kommt.
Die meisten Menschen, die mich kennen, halten mich für einen positiv denkenden Mensch. Für jemanden, der wieder aufsteht und weitergeht… und sie liegen nicht falsch, ich denke das ist mein Motor in den letzten Jahren. Das möchte ich generell gerne weiter geben an alle, die zweifeln oder sich benachteiligt fühlen, denen es so viel schlechter geht und die Hilfe zurück auf die Füße brauchen.
Aber manchmal bin ich einfach müde und merke, dass ich langsamer weiter gehe, schwerer wieder auf die Füße komme. Gleichzeitig kommen die Einschläge scheinbar schneller… und so fühle ich mich seit einiger Zeit immer mal wieder vom Leben überfordert. So oft bestehen meine Tage nur noch aus einem Notprogramm – aufstehen, Katzen versorgen, an den Schreibtisch setzten, schnelles Essen und zurück ins Bett.

Im April war ich eine Weile im Krankenhaus um mit neuen Ärzten einen Weg aus dieser Spirale heraus zu finden. Neben der Erinnerung, wie viel besser es mir geht als vor 9 Jahren, haben sie mir die Hoffnung mit auf den Weg gegeben, dass ich mit ein wenig Geduld und anderer Medikation auch wieder etwas leistungsfähiger werden kann. Direkt im Anschluss hatte ich glücklicherweise Urlaub und konnte meine Energie statt in die Arbeit in Erleben stecken. Sogar in „einmal noch als Gardemädchen auf der Bühne tanzen“. Einen neuen Menschen hat das nicht aus mir gemacht. Und die große Veränderung kam auch nicht im Handumdrehen. Aber es war ein kleines Stück Weg nach vorne.
Kurz nach dem Urlaub ist die langsame positive Veränderung noch einmal mit Vollgas vor die Wand gefahren, Ende Mai hat mein Herz wieder richtig quer geschossen und nur mit viel liebevoller Unterstützung meiner Fliegerfamilie und meinem Herzenspatenkind Anni konnte ich einen weiteren Krankenhaus-Aufenthalt umgehen. Zeit um dem Rat meiner Ärzte zu folgen und einige dauerhafte, zugegeben schwere und schmerzhafte Abstriche zu machen und Veränderungen einzuleiten. Genau zum richtigen Zeitpunkt finde ich einen Satz in der neuen Guido: es braucht Mut und ein gutes Selbstwertgefühl, um sich für sich selbst zu entscheiden.

Fertig für ein Treffen mit Freunden Fertig für ein Treffen mit Freunden

Immerhin, es hat wieder funktioniert, die Sache mit dem Aufstehen! Ich muss zwar weiter genau überlegen, was ich lieber an Veranstaltungen und Spaß auslasse, aber letztes Wochenende konnte ich selber in die Eifel fahren um einen, für mich sehr wichtigen, Besuch zu machen. Donnerstag war ich nach über 6 Monaten endlich mal wieder in der Firma, statt nur an meinem Schreibtisch zuhause. Kleine Schritte, die hoffentlich Schule machen. Langsam kommt mein Herz wieder in eine erträgliche Bahn und ich finde die Tage etwas leichter. Raustanzen wird zwar weiterhin etwas sein, dass nur in meinem Kopf oder beim Zuschauen stattfindet, aber ich bin zumindest etwas stabiler und darf hoffen, dass es noch weiter Bergauf geht, wenn die große Hitze vorbei ist. Dann wird gute Laune Musik angemacht und statt raustanzen heißt es dann weiter ausmisten und rausschmeißen…. Pläne im Kopf und hoffentlich Geduld, Energie, Hilfe und Zeit um in kleinen Schritten trotzdem irgendwann am Ziel anzukommen!

Karnevalist zu sein…

In wenigen Tagen geht es wieder los mit dem Höhepunkt und der letzten, turbulenten Woche der 5. Jahreszeit. Schon im letzten Jahr habe ich mit einigen Artikeln versucht den Unterschied zwischen Karnevalist und „Karneval-Konsument“ (kein wirklich fachlicher Begriff, aber ich denke es beschreibt den Unterschied) zu schildern und vielleicht den ein oder anderen neugierig auf den „Seitenwechsel“ zum Karnevalisten zu machen. Daran möchte ich gerne anknüpfen.
In meiner Heimat-Stadt Velbert ist der Karneval ein fester Bestandteil des Brauchtums und wir zählen einige Vereine, die unser soziales Leben bereichern.
Natürlich trinken und feiern auch wir gerne, wie ein Karneval-Konsument, aber tatsächlich verbindet uns soviel mehr!
Das ganze Jahr über trainieren engagierte Frauen Tänzer/innen, entwerfen Choreographien und planen mit bunten Kostümen und Equipment abwechlungsreiche Bühnenbilder. Es wird geschneidert, gebaut und Musik zusammen geschnitten.
Mit diesen Tänzen werden ganze Programme gestaltet oder auch einzelne Auftritte in sozialen Einrichtungen bereichert (siehe zB 2018 –  Die 5. Jahreszeit).

Publikum begeistern - Selber begeistert sein - Herzensangelegenheit

Publikum begeistern – Selber begeistert sein – Herzensangelegenheit

Zusätzlich haben wir komödiantische Talente in unseren Reihen, die als Büttenredner zum Einsatz kommen. Einer unserer Vereine blickt auf eine lange Tradition mit Fahnenschwenkern zurück (als Kind habe ich diesen Teil mit Gänsehaut am meisten geliebt, wenn die Fahnen im Schwarzlicht über den Köpfen flatterten). Aus befreundeten Vereinen des Umlandes werden wir besucht von hervorragenden Spielmanns-Gruppen, die Sitzungen und den Rosenmontagszug musikalisch begleiten.
Einige Wochen im Jahr wird geplant und gewerkelt – oft in geheimer Mission – um am Rosenmontagszug mit einem gelungenen Wagen teilzunehmen. Auch hier sind so viele Talente gefragt – z.B. wer kann hämmern und sägen, wer hat die statischen Kenntnisse?
Eine Menge Talente also, die sich mit der karnevalistischen Tradition verbinden!

Außerhalb der 5. Jahreszeit findet man uns auch häufig bei Stadtfesten – wir versorgen Besucher mit fester und flüssiger Nahrung und bessern unsere Vereinskassen auf um unsere Kosten zu decken. Oder wir veranstalten Sommerfeste, Halloween-Parties und stellen Highlander Teams für sportliche Wettkämpfe….

Viele fleißige Hände sind das ganze Jahr damit beschäftigt, diese 5. Jahreszeit zu etwas besonderem zu machen. Auch wenn ich aus gesundheitlichen Gründen viele Dinge nicht mehr mitmachen kann und immer mal wieder ausfalle, so gehöre ich doch zu dieser Familie dazu und ich bin stolz darauf.
Zu meinem Glück haben wir Velberter eine besondere Verbindung nach England (siehe zB 2017 Corby Carnival) und so kann ich mich weiter einbringen, in dem ich mein recht gut trainiertes Englisch dazu einsetzte unsere Besucher durch den Straßenkarneval zu begleiten um zu erklären und zu übersetzen.

Entschleunigen in Puerto del Carmen

Was für ein Hallo! Um 8:30 mischen vier verrückte Ladies die Anlage auf. Aber die anderen Gäste nehmen unsere Wiedersehen Freude gelassen. Schnell sind die Betten und Schränke zugeordnet, die Anlage inspiziert und die ersten Dinge ausgepackt. Jetzt heißt es umziehen und den Hunger stillen, der uns alle erfasst hat.

Gemeinsam gehen wir zur Promenade, halten einen kleinen Quatsch mit dem Werber des Fischrestaurants auf halbem Weg und schlendern von Bar zu Restaurant zu Bar… Priorität für heute ist zwar satt werden, aber eigentlich auch auf spanische Art. Der freundlich Engländer hat keine Chance uns sein Angebot zu verkaufen. Aber er landet auf der List „Frühstück möglich“.

Auf eine schöne Woche

Wir schlagen das „Las Vegas“ aus, ignorieren den verlockenden Inder, ziehen Terri fort vom Japaner und landen bei einem eher unscheinbaren Spanier. Auf leicht erhöhtem Niveau erhaschen wir sogar einen Blick auf das Meer, welches sich auf diesem Abschnitt meist hinter der Bebauung versteckt. Die Karte bietet allerlei Köstlichkeiten und neben Tapas, Fisch und Fleisch auch Pizza und Pasta. Hier sollte also jeder etwas finden. Ausgehungert stürzen wir uns auf ein paar geteilte Tapas und für ein Foto der Köstlichkeiten reagiere ich zu spät. Alle 5 Schälchen sind ratzeputz leer. Fleischbällchen in Tomatensoße, Gambas in Knoblauch Öl, Chorizo in Weinsosse, Fischkroketten und Knoblauchbrot mit Käse versprechen einen gigantisch leckeren Hauptgang. Nur das Entscheiden fällt schwer. Terri und ich werden teilen, so gibt es s mehr zum probieren – die Paella ist perfekt, die Muscheln in Marinade köstlich und auch die Canary Potatos sind lecker. Die typischen Soßen dazu begeistern mich, Eves Geschmack treffen sie nicht ganz, aber ihr Tunfisch-Steak überzeugt voll und ganz. Auch Clare’s Salat des Hauses (Meeresfrüchte und frischer Fisch) ist nicht nur umfangreich, sondern lecker.

Köstlicher Hauptgang

Satt und zufrieden genießen wir das Abendleben um uns und beruhigen unseren bald platzenden Magen mit einem Carajillo (1 geteilt durch 3 reicht völlig). Ein köstlicher und preislich überzeugender Auftakt bei El Drago, den ich wärmstens empfehlen kann. Zurück im Club Maritima genehmigen wir uns noch einen Absacker und ein ausgedehntes Schwätzchen.

Blick auf den Hafen und Markt

Unser Frühstück ist durch und durch Englisch, wir halten unsere Zusage ein und gehen zu Shauna’s Bar. Hier bekommen wir auch ein paar Tips zur Tagesplanung. Der Begrüßungstreff im Club bereichert unser Wissen es steht fest, wir werden keine Langeweile haben. Ein Taxi bringt uns im Anschluss zum Hafen ganz im Süden des Orts. Hier ist heute Markt und wir stöbern ein wenig. Leider ist alles sehr auf Tourismus ausgerichtet und ich schaue umsonst nach typischen Marktständen mit Gewürzen oder anderen Köstlichkeiten. Immerhin entdecke ich eine kleine Lederwerkstatt, in der typische dreibeinige Hocker geschlagen werden (zu groß für mein Gepäck) und finde einen Verkäufer für die Keramik-Kacheln, die hier überall zur Beschriftung eingesetzt werden. In Ermanglung einer eigenen Finca die ausgeschildert werden muss, entscheide ich mich meinen ersten Magneten dieser Kunst zu widmen. Überflüssig zu erwähnen, dass wir jetzt alle Schuhe im Partnerlook haben 😂

Blick auf die Bucht

Kulinarische Meile oberhalb des HafensLangsam erklimmen wir die Klippe im Norden und quälen Terri mit schwierigem Gelände, aber der Blick unterwegs und oben ist es wert und wir genießen (etwas überteuert) einen Cocktail mit Aussicht (Restaurant Puerto Bahia). Die uns umgebenden Fischrestaurants bieten eine verlockende Fülle an Gerichten, für die gerade der fangfrische Fisch angeliefert wird. Ich hoffe hierher führt es uns noch einmal mit leerem Magen! Ein bisschen schlendern wir noch, dann reicht es für heute und ein Taxi bringt uns zurück.

Cocktails mit Aussicht

On the road

Pool time und Sonnenbaden runden unseren ersten Tag ab und wir entscheiden uns heute hier zu essen. Steaks für die Corby Ladies und Fisch für mich. Leider beschert mir die Happy Hour am späten Nachmittag nicht nur einen köstlichen Pastis, sondern auch einen heftigen Herzstolperer, so dass ich mich unmittelbar nach dem Essen verabschiede und 12 Stunden Schlaf an diesen Tag Anhänge….

Pool Time

Happy Hour

So lässt es sich leben

Angekommen auf Lanzarote

Düsseldorf – Madrid – Arrecife -> unmöglich einen direkten Flug zu bekommen, es sei denn ich fahre nach Weeze. Schlussendlich entscheide ich mich für Iberia und den Zwischenstopp. Und mit Koffer ist Ryanair auch nicht günstiger. Die Sitzreihen-Aufteilung im Iberia Flieger dagegen auch nicht bequemer.

Der kleine, eigentlich vielleicht niedliche Hund in der Transport-Box, der vor Nervosität mehr sabbert als in sein Fell passt, macht es leider auch nicht besser. Ob der durchdringende Geruch von ihm oder seinem Herrchen (mit der Box auf dem Schoß) neben mir kommt, wage ich nicht zu ergründen. Immerhin kläfft er mich nur bei der Landung an. Ich bin einfach nur dankbar, als ich nach 2 Stunden dem Flieger entrinne! Irgendwie kann es mich nicht mal mehr aufregen, dass mein Koffer auf einer Seite aufklafft. Kein guter Start!

Glücklicherweise endet hier die holperige Geschichte und Urlaubsstimmung macht sich breit. Terri hat meinen Shuttle nach Puerto del Carmen perfekt vorbereitet- ein Minibus (First minute travel) bringt mich zu unsere Appartement Anlage (Club Maritima), ich kann sofort Einchecken und bin ehrlich gesagt sehr positiv überrascht vom gesamten Umfeld. Der gefürchtete Pferdefuß beim Tombola Gewinn zeigt sich nicht! Unser Appartement bietet ausreichend Platz, eine gut ausgestattete Küche, viel Stauraum und eine wunderbare Terrasse. Das ich quasi englisches Territorium betrete war klar und irgendwie habe ich das Gefühl, die englische Managerin freut sich über die deutsche Exotin.

Mein eigener Durst weckt meine Einkauf-Lust und ich mache mich auf zur ersten Erkundung, damit ich kalte Getränke anbieten kann, wenn die 3 Corby-Girls kommen. Gerade mal 7 Minuten brauche ich zur Strandpromenade (mit einmal falsch abbiegen). Geschäft wechselt mit Bar oder Restaurant, Minigolf, Casino…. nach gut 500 Metern von 7 km Avenue de las Playas weiß ich, dass wir in jede Himmelsrichtung essen können (Japanisch, Indisch, Italienisch, Mexikanisch …), ich verliebe mich in eine kurze Hose und ein Strand-Outfit, finde den günstigsten Tax free Shop für Zigaretten und Alkohol, werfe einen Blick auf kleine Sandbuchten, stolper über Apotheken und gefühlt 1000 Souvenir-Shops. Der kleine Selbstversorger-Supermarkt liegt gerade mal 3 Minuten entfernt vom Appartement.

Der gesamte Ort ist zwar rein touristisch angelegt, aber es finden sich nur weiße, maximal 2 geschossige Häuser mit den traditionellen grünen Fenstern. Die Ficus Bäume am Straßenrand sind unglaublich, die Bougainvillea blühen in allen Farben. Am Horizont zeigen sich die für Lanzarote typischen kargen Berge. Und ich weiß nicht, wie oft ich mir an den Straßenecken wünsche unsere Namensschilder mögen nur halb so nett aussehen… noch eine Stunde verbringe ich alleine an der Pool-Bar, bevor eine wunderbare Girlswoche beginnt.

Britische Gegensätze

Rockingham Castle - Corby 2018

Nachdem mein Sohnemann das Osterwochenende seinem Studium gewidmet hat, habe ich mir einen riesen Berg Büroarbeit vornehmen wollen. Aber irgendwie kam es dann ganz anders. Mittwoch Nachmittag habe ich nervös zuhause gesessen und gewartet: Meine Freundin liegt unter dem Messer mit einer ziemlich einschüchternden Erwartung der Ärzte. 4 Stunden OP und danach dauert es weitere Stunden bis endlich die erlösende Nachricht kommt, dass sie aufwacht. Mindestens ein dutzend Mal wünsche ich mir, ich wäre einmal unvernünftig gewesen und hätte mich am Morgen in den Flieger gesetzt um vor Ort zu sein.
Wen wundert es da, dass ich nicht nein sagen kann, als plötzlich das Angebot auftaucht, doch mal für 3 Tage über Ostern hinzufahren… ein Tag bleibt meinem Schreibtisch und der Wohnung vorbehalten, aber in der Nacht auf Samstag geht es los nach Corby.

General Hospital - Northampton 2018

General Hospital – Northampton 2018

Alleine Terris Gesicht, als wir plötzlich in ihrem Zimmer stehen, ist den ganzen Aufwand wert! Es fühlt sich toll an, jemanden glücklich zu machen, der sich immer bedingungslos für andere einsetzt.
Allerdings war es auch ein kleiner Schock. Auch wenn es nach meinem letzten Post wie ein Sprung in einer Schallplatte klingt: wir können einfach mal dankbar sein! Das „Zimmer“ ist quasi ein Durchgang, in dem 12 Patientinnen liegen! Kein Fenster, eine Toilette, permanent klingelt jemand und es herrscht dicke Luft. Jetzt verstehe ich, dass Terri trotz Schmerzen schon nach 3 Tagen unbedingt hier weg muss und ich verkneife mir jede Bemerkung über das Risiko.

General Hospital - Northampton 2018

General Hospital – Northampton 2018

General Hospital - Northampton 2018

General Hospital – Northampton 2018

Immerhin kommen wir so in den Genuss, sie länger zu sehen als erwartet. Statt einem „Stündchen zu Besuch“, warten wir deutlich länger bis alles geregelt ist und ich kann meinen Medizin neugierigen Blick ein wenig hinter die Kulissen schweifen lassen. Schließlich landen wir am späten Nachmittag wieder in Corby und nach einem schnellen Abendessen im Samuel Lloyd auch bald im Bett, da wir in den letzten 36 Stunden gerade mal ein knappes Stündchen am Straßenrand stehend geschlafen haben.

Ostersonntag gehen wir gemütlich an und cruisen ein wenig durch die Gegend. Wieder einmal stellen wir fest, dass es hier noch viel zu sehen gibt und treffen schließlich in Gretton auf Clare und ihren Geburtstag-Trunkenen Bruder Harry, der eigentlich gerade ein Fußball-Spiel bestreiten sollte… der Besuch bei Terri ist heute wirklich auf ein gutes Stündchen beschränkt, da sie sehr von Schmerzen und Müdigkeit geplagt wird. Aber diese Stunde genießen wir. Uwe kann ein wenig mit Mick plaudern, wir Mädels von unserem Urlaub im Herbst träumen und nebenbei ein wenig über Cricket lernen. Ich glaube einen neuen Freund haben wir auch – Piper, der herzensgute und riesige Hund der Familie. Clare füttert uns noch ein wenig mit Informationen zum Rockingham Castle und schließlich machen wir uns auf, um diese Jahre alte Lücke zu schließen.

Bisher war Rockingham Castle nicht zugänglich wenn wir in Corby waren, aber heute endlich hat es gepasst. Und sich gelohnt! Hier haben wir nun den absoluten Gegensatz zu unserem Krankenhaus Erlebnis.

Rockingham Castle - Corby 2018

Rockingham Castle – Corby 2018

Rockingham Castle - Corby 2018

Rockingham Castle – Corby 2018

Das Schloss ist noch von der Familie bewohnt und somit sind etliche Bereiche nicht zugänglich. Fotografieren ist Innen leider auch nicht erlaubt. Gerne hätte ich ein paar Details geteilt. Wenn man zB das Haus am Eaton Place gesehen hat, so kommen etliche „Aha“ Gedanken hoch, wenn man die verkabelte Klingel-Anlage sieht, oder den Chief Butler Raum. Die Küche ist mit Liebe zu Details eingerichtet und die Vorstellung, dass es hier gleich ein Festessen gibt fällt leicht. Neben dem üblichen Gemälde und Antiquitäten Sammelsurium finden sich immer wieder Fotos der aktuellen Bewohner, was der ganzen Sache einen interessanten Touch gibt.
In jedem Raum steht jemand, der gerne Fragen beantwortet. Und eigentlich brauchen wir gar keine stellen, jeder kommt zu uns, um uns auf die Besonderheiten aufmerksam zu machen. Irgendwie fällt man hier als Deutscher auf. So kennen wir am Ende einige Geschichten und Zusammenhänge, die uns sonst vielleicht verborgen geblieben wären.

Zum Abschluss schauen wir uns die Gärten an – leider ist es zu dieser Jahreszeit nur zu erahnen, welche Rosenpracht sich hier entfaltet, noch schmücken nur ein paar Osterglocken und Primeln die Anlage. Ganz klar, hier muss ich nochmal zu einer günstigeren Jahreszeit hin! Nicht, dass ich wirklich neue Gründe bräuchte um nach Corby zu fahren, aber diesen füge ich glatt hinzu 😉

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Einfach mal dankbar sein

Ein paar ruhige Tage liegen hinter mir. Nicht gerade die Besten, aber sicherlich nicht die Schlimmsten. Irgendetwas hat mich umgehauen und viel Zeit im Bett verbringen lassen. Also auch viel Zeit zum Surfen im Netz, Pläne machen, Träume ausschmücken und dankbar sein.
Dankbar dafür wo ich lebe, wann ich lebe und wie ich lebe. Ich glaube manchmal vergessen wir das. Natürlich geht es immer Besser und ich bin kein Verfechter von ‚Klappe halten‘ oder ’nicht aufmucken und wehren‘. Aber ich denke wir sollten uns auch bewusst sein, dass die meisten von uns auf recht hohem Niveau jammern.

Das Leben hat mir mit meinen Erkrankungen einiges mit auf den Weg gegeben, aber neben den manchmal wirklich hassenswerten Begleiterscheinungen, habe ich auch die Erkenntnis im Gepäck, dass ich im richtigen Land und in der richtigen Zeit damit lebe. In einem anderen Land oder zu einer anderen Zeit hätten mich Herz, Diabetes oder Sarkoidose schon längst töten können. Also habe ich Grund für jeden Tag dankbar zu sein und die Verpflichtung aus jedem das Beste zu machen!
Und wenn es mal nicht so gut läuft, dann habe ich alles an der Hand um Seelenpflege zu betreiben. Zum Beispiel mit Handarbeiten (ein neuer Pullover geht in Arbeit), mit guten Gesprächen, durch mitfreuen wenn Freunde einen glücklichen Tag haben oder mit leckerem Essen. Diese Liste kann jeder von uns aufstellen und es lohnt sich als Hilfe in grauen Tagen.