Meine Heimat ist Velbert. Nicht, weil die Stadt eine besonders geile Einkaufsmeile ist, oder weil es hier hippe Lokations gibt. Sondern weil es hier die Menschen gibt, die mir ein Zuhause Gefühl geben, ein Gefühl von Geborgenheit. Es ist die Stadt, der Ort, an dem ich auch an schlechten Tagen auf jemanden treffe, der den Tag aufhellt. Es sind die Menschen, die Bewohner, die etwas aus der Stadt machen.
Es gibt über meine Heimatstadt viele Meinungen. Und wenn ich mich auf Facebook umsehe, dann gibt es viele sehr negative und böse. Aber letztlich ist Heimat das, was wir daraus machen! Eine Heimat kann nicht besser sein, als die Menschen, die dort leben! Also selbst wenn ich unschöne Ecken und Mängel sehe, so ist es doch an mir und den Menschen in meinem Umfeld, etwas Gutes oder zumindest Besseres daraus zu machen. Gott sei dank kenne ich viele Menschen, die das genauso sehen!
Die letzten Monate waren nicht unbedingt die Besten meines Lebens, ungeschönt kann man sagen, es war eines der miesesten Jahr – das mieseste Jahr. Aber es ist auch eines der Jahre, die mir zeigen, worauf es ankommt. Ein Jahr vieler besonders wertvoller Momente! Momente der Menschen, die Mut und Hoffnung geben. Momente die mir zeigen wo mein Zuhause ist.
Einige diese Menschen haben mit meiner Heimatstadt herzlich wenig zu tun. Es sind diejenigen, die mir das Schicksal über den Weg geschickt hat, um mir zu zeigen, dass das Leben überall lebenswert ist. Anette in Hamburg, die mir immer wieder zeigt, dass es wichtig ist ein Schicksal anzunehmen und dann auszutricksen. Kristina, die mir zeigt, dass ein eigentlich wild fremder Mensch in der nächsten Minute zum Held deiner Erfahrung werden kann und plötzlich in deinem Herzen nistet, auch wenn er in der Pfalz lebt und dir an der Ostsee über den Weg läuft. Anja, die immer in der Nähe in Heiligenhaus ist, die ich ewig nicht sehe, die aber im richtigen Moment einfach für mich da ist und deren Familie auch meine ist. Terri, die für mich immer passende Worte hat und in Corby so viel bewegt für unsere englischen Freunde, dass ich mich sehr oft frage, wo sie das alles her nimmt. Und so viele mehr…
Zuhause ist zunächst in mir selber! Es ist da, wo ich mich wohl fühle – und mal ganz ehrlich, solange ich mich mit mir selber nicht gut fühle, kann der Rest nicht funktionieren!
Und Heimat wiederum ist da, wo ich in diesem Gefühl angenommen bin. Wo ich auf Menschen treffe, die mir meine Macken verzeihen und ich ihnen ihre. Heimat ist da, wo ich über die Zeit in Hochs und Tiefs ich selber bleiben kann. Es ist der Ort, wo ich an jedem Tag einen Menschen finde, der genau diesen besonderen Moment noch ein wenig besser macht. Heimat ist nicht eine Landschaft, eine Einkaufsmeile oder ein Freizeit Equipment! Es sind die Gefühle und Menschen, die das Leben ausmachen:
- eine Laien-Schauspielgruppe suchen, die bei einem städtischen Projekt mitmacht und meine beste Freundin aus Kindertagen wiederfinden
- in Zeitnöten stecken und schwups stehen ein paar Helfer aus dem Verein auf der Matte, die nicht nur das direkte Problem lösen, sondern direkt weiter mit anpacken, obwohl sie genug andere Arbeit haben
- eine Dankes Party schmeißen um alle die zu verwöhnen, die dir zur Seite standen und statt alle zum umsorgen, selber umsorgt werden – Hilfe beim Einkauf, Aufbau und Aufräumen zu haben
- Nachrichten mit einem Freund tauschen, weil er längere Zeit hier ist und nicht in seiner aktuellen Wahlheimat Ecuador, der es mir trotzdem nicht übel nimmt, dass ich selten Kontakt zu ihm habe, weil er versteht, dass es so viele Anforderungen im Leben gibt
- mit dem Prinzenpaar unterwegs sein und unvermittelt unter Menschen zu stehen, die mit mir über meine wunderbare Mama reden, weil sie Seiten von ihr kennen, die ich als Tochter so nie mitbekommen habe
- eine Theater-Freundin treffen, die ohne viele Worte genau weiß, welche Gefühle mich gerade bewegen und mir vermittelt, was ich nicht so eng sehen sollte, weil unsere Kinder zusammen zur Schule gegangen sind und sie daher weiß wie diese Gruppe so tickt
- in der Innenstadt stehen und beim Feuerwerk an Mama denken, und kaum rollt die erste Träne habe ich einen Arm um die Schulter und spüre die nächsten Minuten stummen, rückhaltlosen Beistand
- einen Absacker trinken gehen und ohne großes Bestellen dein Getränk vor die finden und aus einem Getränk wird eine tolle Party, weil Wirt und Gäste Sirtaki tanzen und dann die ganze Kneipe rocken
- zu einem Segelfliegertag fahren um zwei Leute zu treffen und mit ungezählt vielen tollen Begegnungen und Gesprächen im Gepäck wieder nachhause zu fahren
- eine Wohnung auflösen und am Ende das gute Gefühl haben, nichts sinnlos wegwerfen zu müssen, weil jeder wen kennt, der dieses oder jenes braucht oder der noch jemanden kennt, der gerade gar nichts hat und alles braucht
- tausend gute Tipps bekommen, damit die Stubentiger wieder gesund werden und meine Gäste (auch bekennende Katzen sind doof Menschen) um den Finger wickeln können
- jedes Wochenende Termine zu haben, damit man nicht in Trübsal versinkt, aber keiner nimmt es einem übel, wenn man dann doch lieber früh geht, nicht kommt oder ein wenig melancholisch ist
- eine Woche mit dem schlimmsten Geburtstag von Mama beginnen und sie mit dem besten Freundschafts-Gefühl beenden
Das sind einige wenige Beispiele, der letzten 2 Monate, die mein Heimat Gefühl ausmachen. Eine solche Heimat entsteht nicht über Nacht und sie entsteht vor allem nicht, wenn man eine Erwartungshaltung hat, die aussagt: „ich habe das verdient und erwarte das ‚xyz‘ mir ‚abc‘ anbietet“ – eine solche Heimat entsteht dadurch, dass ich selber anderen Heimat biete ohne etwas zurück zu erwarten. Indem ich mich einsetzte ohne zuerst zu fragen, was habe ich davon. Nur wenn ich selber etwas gebe, kann es zu mir zurück kommen, wenn ich es brauche.
Manchmal macht es mich traurig, wenn es nicht genauso klappt wie ich es denke. Manchmal macht es mich wütend, wenn ich lese oder höre was manche Menschen erwarten/fordern, aber meistens macht es mich einfach stolz und froh da zu sein wo ich bin und so zu sein, wie ich bin.
Ich kann sicher nicht allen so danken, wie sie es verdient haben und vielleicht hat der ein oder andere das Gefühl ich verteile die Art des Danke sagen falsch, wenn ich für die eine Gruppe Freunde dieses und die andere jenes mache. Aber ich kann nicht all die tollen Menschen in meinem Leben in einen Sack oder auf ein Party vereinen. Und noch einmal beweißt mir meine Heimat, dass ich sie gut ausgewählt habe – bisher habe ich auf diese Art des mehrfach und verschieden Danke sagen viele tolle Stunden gehabt, die sich über Monate verteilen.
Heute und hier einmal Danke an ALLE! Danke für die Liebe, Freundschaft, Unterstützung. Danke für Ablenkung oder das Teilen meiner Trauer. Danke für Parties, Arbeit und Gespräche.
Danke, dass ihr meine Heimat bildet, die eher zufällig in Velbert liegt, die ich aber tief im Herzen verankert habe und die auch über die ganze Welt verteilt ihre Wurzeln hat!