Corby im März ist für mich meist mehr als Karneval. Es sind auch ein paar Urlaubstage mit lieben Freunden. Seit 10 Jahren fahre ich jetzt mindestens einmal im Jahr nach Corby und betreue unsere Gäste zu Karneval hier in Velbert. Aber während unser Karneval und der Sommerbesuch gefüllt sind mit Terminen und der Organisation für eine große Gruppe, gibt es im März nur ein kleines Programm. Außerdem bin ich oft alleine, maximal mit einer Handvoll Leuten unterwegs, da bleibt viel mehr Raum für Gespräche und Wünsche, was man machen möchte.

Am Flugplatz Birmingham
Dieses Jahr hat mir das Wochenende besonders viel bedeutet, da meine Freundin Terri nicht zu unserem Karneval kommen konnte. Also gab es für uns besonders viel zu bereden und wir haben uns am Donnerstag nach der Generalprobe ein gemütliches Essen beim Inder gegönnt. Der Freitag dagegen war komplett durchgestaltet, schließlich waren wir wegen der Selection- and Crowning Night da. „Wir“ waren in diesem Jahr Uwe und ich. Nach unsere Trennung im letzten Jahr hat es mir ziemliche Bauchschmerzen gemacht, ob es eine gute Idee ist, diese Tour mit ihm alleine zu machen, aber es hat sich einfach ergeben, da sonst keiner mit konnte und es ja schließlich auch seine Freunde sind. Und die Engländer haben sich gefreut uns Beide mal wieder für sich zu haben.
Samstag gab es zwar ein Rahmenprogramm, aber wir hatten die Möglichkeit uns immer mal auszuklinken. Da Uwe, bedingt durch einen Autounfall, immer noch angeschlagen war, hat er sich die meiste Zeit mit Graeme und Doughi gemütlich zurückgezogen, während ich Terri begleitet habe. Das frisch gewählte Court hatte die erste Aufgabe zur Teambildung zu leisten. Nach einer einführenden Ansprache von Terri über die Pflichten, Erwartungen und Regeln, die die Mädels im folgenden Jahr erwarten, geht es los zum shoppen. Keine leichte Aufgabe. 6 Mädchen mit unterschiedlichen Geschmäckern, Größen und Formen müssen sich auf ein gemeinsames Outfit einigen. Egal ob Kleidung, Handtasche oder Schuhe, alles muss zusammen gehören. Nur kleine Abweichungen zwischen Senior und Junior Court sind erlaubt. Die große Event-Robe wird in jedem Jahr von Terri vorgegeben und gemeinsam mit Bonnie auf den Leib geschneidert (so dass es bei einigen noch mitwachsen kann!), aber die Tageskleidung wird jetzt ausgesucht – einmal mit Hose und einmal mit Kleid oder Rock.
Ich gönne mir eine kleine Auszeit und erledige meinen eigenen Einkauf, der in ein paar Hosen, Schuhen und einem Pullover besteht. Zum guten Schluss kommt noch ein Koffer dazu, den ich allerdings mit allem was ich nicht brauche (wie zum Beispiel all meinen Haargummis) bis Juli bei Terri parken werde, damit er im Bus nachhause fahren kann.
Als ich fertig bin, ziehen die Mädchen gerade in die Umkleide ein. Für mich die Gelegenheit eine völlig neue Erfahrung zu machen. Eines der Mädchen hat körperliche Einschränkungen, so dass sie Hilfe benötigt und ich fühle mich ehrlich gesagt geehrt, dass sie mir ihr Vertrauen schenkt und mich helfen lässt. Aus meinem eigenen Leben kenne ich die Mühsal, wenn etwas nicht so leicht von der Hand geht. Ich werde die Zeit, als mein Herz unter 20% Leistung lag, nie vergessen, selbst Schuhe anziehen war damals eine Höchstleistung. Aber das alles erscheint mir heute nichts im Vergleich dazu, was Katie jeden Tag leistet wenn sie etwas tut, an das wir in der Regel keinen Gedanken verschwenden: sich anziehen! Aber gemeinsam bekommen wir das hin und ich bin ehrlich begeistert, von dem, was die Girls ausgesucht haben. Zumindest das komplette Hosen-Outfit inklusive Jacke steht. Das Kleid muss auf den nächsten Laden warten, da im Aktuellen die Möglichkeiten einfach zu begrenzt sind heute.
Gemeinsam mit den Herren machen wir eine Imbiss-Pause und genießen die obligatorischen Fish & Chips. Gut ich lasse die Chips weg, weil ich weiß, was mich am Abend erwartet, aber den Fisch liebe ich. Meine erste Wahl Haggis ist leider gerade ausverkauft.

Gemütlich im Sondes Arms
Für Uwe und mich geht es jetzt zurück ins Hotel, während Doughi zur Arbeit muss, Terri noch Kleider mit den Mädchen kauft und Graeme das selbe macht, wie wir – einen kleines Schläfchen.
Am Abend sind wir im kleinen, wirklich historisch wertvollen Örtchen Rockingham zum Essen. Das Sondes Arms ist ein wunderschönes Restaurant mit vielen Ecken und Nischen und sehr gut besucht. Das Essen verrät uns warum. Einmal mehr fragen wir uns, warum es immer heißt, englisches Essen wäre schlecht. Natürlich gibt es Unterschiede und nicht alles würde mich begeistern, aber das gilt auch für deutsches, französisches oder italienisches Essen. Das Essen heute ist einfach mega und das Ambiente dazu macht den Abend ganz besonders. Dazu kommt die unbezahlbare Zeit mit den anderen.

Durchprobiert – Lecker!
Wir ziehen das gemütliche Beisammensein soweit es geht in die Länge und quatschen über Gott und die Welt. Diese Abende sind es, die ich liebe – in aller Ruhe mit Freunden Meinungen und Ideen austauschen.
Gegen 23 Uhr brechen wir schließlich auf, da wir Doughi noch an seiner heutigen Arbeitsstätte besuchen wollen.
Als wir den Pub erreichen, ist sicher nicht nur mein Tinnitus dankbar, dass die Disco-Zeit zu Ende ist und wir genau zur Last Order ankommen. Noch bin ich etwas erstaunt, dass an einem Samstag, trotz gelockerter Gesetze schon vor Mitternacht hier Ende ist, aber ich habe dies kaum ausgesprochen, als uns ein Entertainment der besonderen Art beweist, dass es seinen Sinn hat. Hinter uns setzt Gezeter ein und es fliegen Gläser. Am Ende des Abends erlebe ich tatsächlich meine erste Kneipenschlägerei und ich weiß nicht, ob ich die Mitarbeiter des Pubs für ihre Ruhe bewundern oder sie als abgestumpft und desinteressiert abstempeln soll. Die Polizei kommt – wie sollte es anders sein – genau in dem Moment, wo die Verursacher in ein Taxi steigen und verschwinden. Immerhin darf ich mal wieder mit einem englischen Polizisten reden und wir alle haben noch am nächsten Tag reichlich Gesprächsstoff. Unser Abend wäre so oder so jetzt beendet gewesen.

Abschieds-Treffen im Hotel
Sonntag trifft sich dann alles nochmals im Hotel um uns zu verabschieden. Während die Familien einfallen um den Muttertag zu feiern, ziehen wir die Zeit soweit es geht und schauen zurück und planen nach vorne, aber schließlich ruft Arbeit, Abflugzeit oder Familie und wir machen uns auf den Heimweg.
Was meine Bauchschmerzen angeht, so haben sich diese auf mein Zwacken durch die Gallensteine beschränkt und waren im Bezug auf den „Ex“ überflüssig. Egal ob unterwegs mit Freunden oder alleine im Hotel, es war harmonisch, friedlich und unterhaltsam. Wir haben es geschafft die Dinge, die uns schon vor unserer Beziehung verbunden haben zu pflegen, das ein oder andere Missverständnis zu bereden/neu zu beleuchten und es ein rund um schönes Wochenende werden lassen. Und ich denke ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich mutmaße, dass es meine harmonischste Scheidung werden könnte und wir weiter gemeinsam unser Hobby Großbritannien leben können, wenn wir diesen Level erhalten, pflegen und damit eine neue freundschaftliche Basis schaffen.