Zweimal Umziehen ist wie einmal abgebrannt heißt es und trotzdem glaubt man ja immer, dieser Kelch geht an einem vorüber.
Aber da ich in meinem Leben einige Male (mit 37 habe ich bei ich glaube 15 Mal aufgehört zu zählen) umgezogen bin, muss ich zugeben, es ist was dran. Auch ist es jedes Mal etwas mehr und komplizierter geworden. Irgendwann war ja auch das Kind mitzuziehen (und der betrachtet sich erst Recht als Experte, war er doch viel zu oft dabei), also wollte ich das eigentlich aufgeben! So eben mit 42…. immerhin habe ich es da zu meinem Rekord als Erwachsene gebracht – 7 Jahre in einer Wohnung und trotz der optisch nicht besten Lage war die Wohnung eigentlich toll. Meine Küche liebevoll zusammengestellt aus IKEA-Schränken verschiedenster Jahrzehnte, gewachsen über die diversen Grundrisse und ergänzt von selbst geschreinerten Fronten des besten Tischlers in meinem Leben. Sowohl diese Küche, als auch die Wohnung haben diverse Stürme mit mir überstanden und auch meinen Sohn gehen sehn. Hier habe ich meinen 2. Geburtstag gefeiert nachdem mein Herz im wahrsten Sinne des Wortes gebrochen ist, hier habe ich einige der besten Freunde meines Lebens kennengelernt…
Irgendwann dann kam der Zeitpunkt, dass ich mich von Wohnung und Küche verabschiedet habe. Da die neue Wohnung unübertrefflich schien, war es okay, aber sie hatte eben schon eine Küche und ich musste 30 Jahre Schränke sammeln hinter mir lassen. Das war in der aktuellen „abgebrannt“ Serie Nummer eins. Wer die Geschichte miterlebt hat weiß, es war zusätzlich eine harte Prüfung, da ich den Umzug mit all dem Kartons packen, Ämterärgereien, Telekom-Streitigkeiten und Wiederaufbau-Maßnahmen nur schwer angeschlagen überstanden habe… aber die 13 krank geschriebenen Folgemonate sind hier ja teilweise schon beschrieben… Ich habe eine neue Gartenoase entworfen, die Stuckdecken geliebt und mich mit der Küche (auch dank des Gasofen) versöhnt… nie mehr hier weg! Behindertengerecht, mitten in der Stadt… warum?
Erstens kommt es immer anders als man meistens zweitens denkt…. gerade mal 2 Jahre später muss ich wieder weiter. Garten wird ersetzt durch Balkon und das mir Wertvollste kommt eben in Kübel, Möbel werden so lange hin und her gedacht, bis ein Plan da ist, wie es passen kann… eigentlich ist ja vieles an Möbeln da… Aber trotzdem… da bleibt der Rest! Das Renovieren, die Böden, der Umzug an sich… das alles verschlingt in 0 Komma Nichts was an Kohle da ist. Und so bleibt für die Küche (okay und der ein oder andere kleinere Schrank in Flur und Bad) nichts über und viel Zeit bleibt auch nicht, gerade mal vier Wochen um die wichtigsten Entscheidungen zu treffen. Also kaufe ich eine gebrauchte Küche – Facebook sei Dank! Alle Elektrogeräte die Mensch so braucht dabei, kleines Geld und für die 3 Wochen zwischendurch bekomme ich einen Lagerplatz. Da wird doch nicht groß gemessen, oder? Nun ja, sie passt irgendwie, hm…. der Herd ist zu hoch für Standard-Arbeitsplatten…. die Spüle hat den Hahn auf der verkehrten Seite… Schrankraum ist minimal vorhanden, Schubladen? Wer braucht die schon… wo führt das hin?
Ich brauche Nachschub und Ergänzungen! Gott sei Dank findet sich in meinem Möbel-Fundus ein Grundstock aus abgewandelten Küchenschränke, die ich als Basis nehmen kann. Und wie sollte es anders sein, sind es doch IKEA Schränke. Was liegt also näher, als das freundliche Schwedische Möbelhaus erneut zu konsultieren? Immerhin höre ich die kleine innere Stimme, die daran erinnert: „du bist zwar stark genug, aber du darfst das nicht mehr anwenden!“ – ich bin ja lernfähig… begrenzt. Also lasse ich mir zusammenstellen was ich brauche, statt es selber aus Regalen zu hieven und habe am Ende etliche Kartons parat. Ich beginne mit dem der zu erst da ist – ein netter Hochschrank – und klügle aus, wie und wo ich den Korpus zusammen setze. Und siehe da, es ist wie Fahrad fahren, man verlernt nicht wie man eine IKEA Bauanleitungen liest. Das Grundgerüst liegt schnell vor mir und ein Plan in Verbindung mit dem was ich in Physik gelernt habe, sorgt dafür, dass das Schätzchen schließlich auch an Ort und Stelle steht. Die erworbene Bohrmaschine bewährt sich, ich denke sogar an die Wandbefestigung! Jetzt das Innenleben – Schubladen müssen her und so stecke, klicke und schraube ich vor mich hin…. Nein, da ist die zweite Schubladenfront verkehrt dran. Natürlich steht in der Anleitung kein Wort über das „wie löse ich die Front“. Gott sei Dank gibt es das Internet und ich werde fündig, tippscout.de (eine Seite die ich seitdem in meinen Favoriten habe) verrät mir wie es geht. Die Kommentare durchweg positiv und dankbar. Autsch denke ich mir noch, als ich lese, dass da jemand genau diesen Tipp gefunden hat, als er sich den Finger eingeklemmt hat. Also Front ab, umgedreht, wieder dran. Die dritte Schublade geht wie Butterbrot schmieren, die vierte ist fast fertig und klick…. Autsch war untertrieben- man muss es den Dingern echt lassen, wenn die einmal einrasten, halten die wie verrückt und mein linker Zeigefinger mit. Bin ich froh, dass ich vorher den Fehler gemacht habe und weiß, das ich jetzt ruhig Blut bewahren muss und wie ich mich befreien kann. Unvorstellbar ich hätte mit der Schublade im Schlepptau ins Nebenzimmer, an den PC und dann suchen müssen…. So greife ich zum Schraubenzieher, der ja noch von Schublade 2 da liegt, entschnappe die Front und beschau mir den weißen unteren Ballen des Fingers, der in Sekundenschnelle anschwillt…. Salbe drauf, Läppchen drüber und weiter geht es….
Das ist ein paar Wochen, eine Magenverstimmung nebst Herz-Attacke und Erkältung her. Endlich habe ich alle Schränke und die vorbereitete Arbeitsplatte und muss „nur noch“ eine Arbeitszeile aufbauen. Aus dem Auto hoch geschafft habe ich es schon. Mit gewissen Schuldgefühlen, da ich die ärztlich vorgegebene Belastungsgrenze mal wieder überschritten habe (aber was willst Du machen, wenn Du es fertig bekommen musst und weißt Du kannst es).
Jetzt heißt es wieder Schränke aufbauen, ausrichten, verbinden, Arbeitsplatte drauf und fest machen – das ging sogar recht schnell mit dem Maß an Übung. Nochmal 5 Schubladen, einen Auszug und nur eine Tür! Füße dran, Oberschränke drauf, fertig! Ach nein! Da müssen ja noch Griffe dran! Irgendwo hab ich doch, oder?…. ja tatsächlich ich finde 6 Knöpfe nebst Schrauben in meiner Sammelkiste, montiere den Bohrer und denke kurz darüber nach, was ich mal gelernt habe… von Innen nach Außen Bohren? Nein ich entscheide mich für von Außen nach Innen und beim dritten Loch weiß ich auch warum! Jetzt noch den Auszug im mittleren Schrank anbringen und alles ist gut…. ein kleiner Tipp: wenn ihr einen 20 cm breiten Schrank habt, in dem rechts und links Schienen angebracht werden müssen, klügelt vorher aus, wo und bringt sie an, bevor ihr den Schrank zusammen baut! Ein Akkuschrauber und auch ein Standard-Schraubenzieher passen hier nicht mehr rein… irgendwann aber habe ich auch dieses Problem gelöst und schaue stolz auf die Küchenzeile, die gerade rechtzeitig fertig geworden ist, bevor ich nach Hamburg fahre. Jetzt sollte ich auf’s Sofa fallen und Feierabend machen, Dringender Rat meiner Mama, die ich mit Bildern und Facebook auf dem Laufenden halte… Tja Mama, warum bin ich Babett und nicht Andreas?
Also Andreas ist mein Bruder und immer wenn der was aufgebaut, gebohrt, geschraubt und ins Chaos gestürzt hat, dann hatte der eine Ulla, Babett etc. zum hinterher sauber machen und aufräumen. Schließlich ist so ein IKEA-Diplom ja genug für einen Tag. Diverse mir bekannte Männer sind da nicht anders. Aber ich bin ja Babett und habe keine weitere davon – ich mache natürlich mein IKEA Diplom am selben Tag wie mein Chaos Bewältigungs-Programm und bin noch ein paar Stunden beschäftigt bis ich ins Bett falle (Sofa lohnt da nicht mehr)

notwendiges Werkzeug das IKEA nicht dazu packt

Rohbau fertig

Loch von aussen

Loch von innen

Das sind 20 cm