Heute sind wir wieder mit dem Auto unterwegs. Kaum zu glauben, aber unser Flitzer von Montag ist tatsächlich zu überbieten! Nein eigentlich zu unterbieten – noch mehr Schrammen, der Kofferraum entspricht eher einem Handschuhfach, die Kupplung greift auf den letzten Millimetern und die Handbremse … Lassen wir das. Nur der Blinker ist diesesmal da, wo man ihn gewohnt ist und Uwe startet den Scheibenwischer nun nicht mehr wenn er abbiegen muss… Auch sonst fährt er uns wieder sehr souverän über die Insel, trotz schwachem Motor und einigen Flüchen. Ein kleiner Tipp für die Selbstfahrer: beim Anmieten (über die Reisegesellschaft bei einem namhaften Vermieter!) wurde gesagt das wir das Auto mit vollem Tank übernehmen und auch wieder abgeben. Beide Male war der Tank weniger als Halbvoll… Entgegen unserem sonstigen Sicherheitsdenken haben wir nicht vollgetankt bevor wir gestartet sind, sondern erstmal geschaut, was wir so verbrauchen. Sehr gute Entscheidung, auch wenn wir irgendwann doch eine Tanke herbei gewünscht haben. Die erste Tour hat gerade mal 1/3 Tankfüllung gebraucht… Hätten wir vollgetankt, wären wir auf diese indirekte Abzocke reingefallen und hätten der Firma über beide Touren locker eine Tankfüllung geschenkt. Auch wenn das auf Mauritius etwas weniger wäre, als ein Tankfüllung in Deutschland, kommt da übers Jahr sicher einiges zusammen für den Anbieter.
Jetzt aber zu den schöneren Dingen. Heute erkunden wir die Nord- und Osthälfte ein wenig. Zunächst geht es in den Norden zum Cap Malheureux und der kleinen Kapelle, die wohl Standardmotiv für viele Touristen ist – Notre Dame Auxiliatrice. Aber es ist auch eine traumhafte Bucht die ein paar Blicke wert ist! Mitten in einer japanischen Reisegruppe machen wir unseren ersten Fotostopp. Danach geht es weile ter zunächst an der Küste, dann quer durchs Land südlich an Goodland vorbei, durch Roches Noire und einen leicht unwirklichen Wald. Zwischen dicken Bäumen und schwarzen Felsen würden einen ein paar Huntsmen nicht überraschen.
Zwischen Küste, Hotelanlagen und Golfplätzen führt uns unser Weg in die Nähe der Ile aux Cerfs, unserem heutigen Hauptziel. Wir folgen dem Ferry-Hinweisschild und landen in einer kleinen Bucht, wo wir das Auto parken können. Wahlweise geht es mit dem normalen (30min) oder Schnellboot (15min) zur Insel. Wir entscheiden uns zwar für die langsamere Variante, bekommen aber trotzdem das Schnellboot, da es eh gerade ablegt. Mit uns fährt eine Familie, die ebenfalls aus Europa angereist ist. Für die Rückfahrt haben wir eine Zeit ausgemacht, die uns ca. 3 Stunden auf der Insel lässt. Das Schnellboot schießt immerhin so lange über das Wasser hin, dass ich den Grund erkenne, warum Rückengeschädigte dieses Transportmittel vermeiden sollten.
Der Fun vorne ist zwar riesig, aber die Schläge auf das Wasser schießen schmerzhaft und unkontrolliert in meinen Rücken. Zu meinem Glück und aller anderen Leid dauert es aber nur kurze Zeit, bis die Geschwindigkeit massiv sinkt. Mit einem kurzen Blick ins Wasser erkennen wir, dass hier geringe Wassertiefe herrscht und der Motor des Boots halb aus dem Wasser gehoben wird. Mit der verminderten Geschwindigkeit können wir Mangroven rechts und links betrachten, die Landschaft inklusive ihrer Hotelanlagen auf uns wirken lassen und auf der Perlenschnur von Zubringer-Booten der bekannten Badeinsel entgegen sehen.
Am Anleger herrscht für einige Minuten reges Treiben, aber dann verläuft es sich recht schnell. Die Insel beherbergt, soweit wir es überschauen können, einen Kletterpark, ein indischisch-mauritisches (?😳?) Restaurant, diverses Buden mit Souvenir Shops, eine Strandbar, sowie einen schlauen Liegen und Sonnenschirmvermieter. Pro Liege 350 Rupien, also knapp unter 10 Euro, egal ob für eine Stunde oder einen Tag. Wir liebäugeln zwar kurz mit dieser bequemen Lösung, aber dann entscheiden wir uns für den Sandboden unter einem Baum, wer weiß, was der Schirm gekostet hätte… Rund um sehen wir einige Wassersport-Angebote, so dass jeder hier auf seine Kosten kommen Wir entscheiden uns für einen gemütlichen Spaziergang im flachen Wasser und beobachten die gerade eintretende Ebbe.
Zwischen den beiden Flügeln der Insel ist das Wasser an einigen Stellen immerhin so tief, dass man mit gebeugten Knien auch ganz eintauchen könnte… wir überlassen das lieber den anderen und schauen den Schnorchlern ein paar Meter weiter zu- es scheint, als lägen sie auf dem Bauch im Sand, so flach ist es überall. Da wir, ähnlich wie bei unserem Schnorchelausflug, mehr tote als lebende Korallen entdecken, lassen wir unseren Kram eingepackt und entspannen lieber ein wenig am Strand. Zum Nickern ist es für Uwe allerdings etwas zu unruhig in diesem Paradies und so packe ich mein iPad bald wieder weg und verschiebe das Schreiben auf später. Stattdessen kommen wir nun endlich dazu, mal außerhalb des Hotels zu essen.In diesem Urlaub ist das, auf Grund der fantastischen Hotelküche, etwas kurz gekommen.
In dem sehr ansprechend gestalteten Restaurant bestellen wir uns einen Salat und ein Huhn-Shrimps-Curry, beides unter der Rubrik ‚Mauritius Style‘ geführt. Dazu gibt es frisches Brot Weiss- und Körnerbrot und wir sind beide begeistert – der Salat hat zwar eine deutliche Koriander-Note, die wir beide nicht sooo gerne mögen, ist aber insgesamt so schmackhaft, dass es uns nicht weiter stört. Das Fleisch des Curry ist saftig-weich und die Schärfe können wir selber bestimmen, da die Chili-Soße extra gereicht wird. Zwar bestätigt sich, was wir im Vorfeld gehört haben: Ausgehen in Maurtius liegt auf einem ähnlichen Preisniveau, wie in Deutschland, aber immerhin ist es an diesem exklusiven Ort nicht extra überteuert, was wir sehr positiv sehen. Mit dem Ausblick auf den Traumstrand und der leichten Brise gehört dieser Moment sicher zu den Highlights unter unseren Erfahrungen mit dem Essen gehen.
Sehr schnell ist die Zeit um und wir finden uns wieder am Anleger ein und warten auf unser Boot. In kurzer Zeit werden reichlich Gäste transportiert, Katamarane mit Japanern, Europäern und Indern bringen Gäste aus den umliegenden Hotels zurück in ihre Anlagen. Schnellboote und normale Wassertaxis verladen Pärchen und Familien, die wie wir auf eigene Faust unterwegs sind. In der Wartezeit sehen wir unendlich viele Klischees bedient und ich frage mich im Stillen, ob wir da selbe für andere Gäste widerspiegeln. Wahrscheinlich schon…. Unser Boot ist wieder das sogenannten Schnellboot und ich fühle mich bestätigt in meinem Verdacht, dass es ein anderes gar nicht gibt und es sich nur um den Versuch handelt höhere Preise zu erzielen. Ein Antwort gibt es darauf natürlich nicht. Auf dem Rückweg sind zwei weitere Paare dazugestossen und nachdem die besagte europäische Familie endlich aufgetaucht ist – auch so ein Klischee, erst vordrängeln, dann mit dummen Fragen alles aufhalten und auf der Rückfahrt zu spät kommen – können wir ablegen. Diesesmal sitzen wir im Heck und auf den wenigen schnellen Metern merke ich, dass hier auch ich mit einem Speedboot schmerzfrei fahren kann.
Nach insgesamt 4 Stunden treten wir unseren Heimweg an, der uns jetzt quer durch die Insel an die Westküste führt. Wieder erfahren wir Mauritius völlig untouristisch und passieren etliche Orte, die ein wunderbares Beispiel dafür abgeben, dass es friedliches Miteinander gibt: Moschee neben Kirche neben Hindu-Tempel und rumherum freundliche, zufriedene Menschen.
Bei Balaclava stoßen wir auf die Westküste und folgen dieser zurück nach Norden. Wir haben wechselnde Sicht auf schöne Strände, Resort Mauern und felsige Küste. Teilweise erkennt man das vorgelagerte Riff sehr deutlich, häufig hat man keine Ahnung, wo sich die Brandung bricht. Einige Ort sind auf Tourismus ausgerichtet, andere Abschnitte geben Dir das Gefühl im Nirgendwo zu sein. Sicherlich verbirgt sich hinter den Mauern das ein oder andere Traumhotel, aber wir sind nach wie vor mit unserem Urlaubsort und Domizil im Reinen und bedauern nichts! Kurz vor Gand Baie, in Höhe des Mon Choisy Beach, erfüllt sich Uwe einen Mauritius Wunsch – einer der bunten Eiswagen steht am öffentlichen Strand und er liebäugelt schon länger mit dem hier angebotenen Softeis, welches einen guten Ruf hat. Ich versuche hart zu sein – dabei war ich ein Eis-Junky in meinem ohne Diabetes Leben – und steige nur aus,um Uwe zu fotografieren. Hier überholt mich aber mal wieder die Liebenswürdigkeit der Mauritier: wir haben uns schon dem Auto zugewendet, da ruft mich der Eismann und hält mir ein Eis hin, für das er dann partout kein Geld nehmen möchte. Und das Eis wird seinem Ruf sowas von gerecht! Wer kann sollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen!!
Schließlich sind wir um kurz vor sechs wieder am Hotel, parken ein letztes Mal den Wagen und beenden den Ausflug mit einem Drink an der Poolbar, bzw. Uwe sogar im Pool, bevor wir wehmütig die Folge der unausweichlichen ‚ein letztes Mal‘ beginnen werden.