Mittwoch morgen komme ich ganz gut aus dem Bett – ich höre wie Damp mich ruft und bin zügig aus dem Hotel verschwunden. Aus Hamburg selber nicht ganz so schnell, irgendwie verstehen mein Handy und ich uns noch nicht so ganz und ich befinde mich das ein oder andere Mal zu weit rechts oder links, um den Wechsel in die richtige Richtung zu schaffen – bei 6-9 Spuren vielleicht verständlich. Schlussendlich bin ich aber bald auf der A7 und vernichte die letzten 100 Kilometer ohne weitere Probleme. Noch freue ich mich über alles Bekannte am Wegrand, aber dann beschleicht mich ein komisches Gefühl, als ich die Häuser über den Bäumen entdecke… Sind meine Erwartungen zu hoch? Wie ist es diesesmal, so ohne Anette, Conny, Manni und Renate? Was für Leute treffe ich diesesmal? Kurz vor der Schrank ist die diffuse Angst so groß geworden, dass ich am liebsten umdrehen möchte… Aber da kneifen ja bekanntlich nicht gilt, suche ich mir einen Parkplatz vor dem Haus Pamir und schleiche durch die Drehtür Richtung Empfang. Auch so ein ‚kennst du doch‘ Erlebnis – die extrem langsame Tür entschleunigt hier jeden. Oder regt ihn auf, weil er knappe Termine hat….
Das Einchecken geht fix, die meisten Abläufe kenne ich ja auch noch, so dass viele Erklärungen nicht nötig sind. Mein Arzt-Termin ist in 35 Minuten und mir bleibt vorher gerade noch Zeit, die erste Fuhre aus dem Auto zu holen und das Zimmer in Besitz zu nehmen. In der 12. Etage, rechte Gangseite, direkt hinter der zweiten Feuertür geht es in den nächsten Wochen zu Babetts Zuhause. Irgendwie kommt man um diese Bezeichnung nicht herum, solange man hier ist – alles gut liebe Familie, mein Zuhause ist immer noch in Velbert, aber für eine Weile habe ich nun ein Zweites. Damit ich mich auch wohlfühlen, habe ich das Auto vollgepackt mit allem möglichen Kram, nützlich oder auch nicht und habe mit 4Mal rauf, runter und ein wenig Zeiteinsatz meine Wohlfühloase geschaffen. Und da ich mit der besten Mutter der Welt gesegnet bin, habe ich sogar einen Sonnengruss im Zimmer vorgefunden 🙂
Mein Ärztin ist nicht da und ich werde von ihrem Vertreter begrüßt und eingestuft. Leider kennt er sich mit Sarkoidose und meinen Problemen nicht so aus und kann die ganzen Zusammenhänge nur schwer einschätzen. Daher ist der Plan, den ich am nächsten Morgen in den Händen halte sehr …. unanstrengend. Nun ja für den Start soll mir das genügen – Donnerstag ist eh Sportfrei, da ich ein Langzeit-EKG und Blutdruckmessgerät mit mir herum trage. Dazu gibt es noch das ein oder andere Seminar zum Thema Essen, Diabetes und Herz-Kreislauf…. Im Großen und Ganzen kaum neue Informationen für mich, aber trotzdem ist die Auffrischung kurzweilig. Neu und spannend dagegen ist meine erste Therapie am Freitag, auch wenn ich zunächst gar nicht weiß, was sich dahinter verbirgt – Ergotherapie-Paraffinbad. Hm nun ja. Immerhin bekomme ich am Treffpunkt Aschenbecher eins raus: Es geht um meine Hände!
Genauso ist es auch – ich tauche meine Hände bis zum Handgelenk in flüssiges Paraffin bis ich quasi Paraffinhandschuhe anhabe. Der erste Tauchgang ist erschreckend heiß, aber schon bei der zweiten Hand merke ich es nicht mehr so. Zusätzlich werden die Patscher nun in ein Handtuch gewickelt und ich bekomme ganz viel Informationen über die Wirkung auf schmerzende und ungelenke Hände. Positiver Nebeneffekt ist die Pflege für meine Flechte…. Immerhin, der Doc hat gut zugehört, immerhin ist es das erste Mal, dass meine Gelenk und Muskleschmerzen Beachtung finden. Im Anschluss machen wir dann noch ein paar Übungen mit den Fingern, die ich ab jetzt immer mal durchgehen soll. Gar nicht so einfach, manchmal glaube ich, es ist nicht mein Körperteil, dem ich da versuche Befehle zu geben. Aber meine Therapeutin tröstet mich und sagt es würde besser mit der Zeit. Nun ja, dafür sind Übungen ja auch da, nur ich bin mit mir selber nicht gerade großzügig und geduldig…. Mit dem Abschließenden Rat, mal für ein paar Wochen auf schmückendes Finger-Blingbling zu verzichten, damit die Fingerwurzeln sich mal erholen können bin ich dann entlassen und tapper weiter zur Herzgymnastik – Coronare Hocker Gruppe 25?!! Mal davon abgesehen, dass ich ein bekanntes Gesicht vor mir habe, bin ich ziemlich befremdet bei dem, was mich erwartet. Auch wenn die Dame sich nicht mehr an mich erinnern kann, so merkt sie doch recht schnell, dass ich mit Sitzgymnastik für frisch operierte Herzpatienten unterfordert bin. Leider muss ich bis Montag auf eine Anpassung warten, aber auch ein bisschen Bewegung ist eben Bewegung und so schwenke, trampel und tippst ich fleißig mit meinen Mitstreitern im Takt. Wenigstens habe ich mir jetzt das Gefühl „erarbeitet“ den Freitag Abend verdient zu haben. Der Seufzer „Wochenende“ ist erst Samstag Mittag erlaubt, vorher geht es noch in ein Seminar und auf den Hocker …
Jetzt geht es zu Tinka auf den Grossparkplatz am Ortseingang, da ich in Eckernförde noch eben ein paar Kleinigkeiten besorgen möchte – unfassbar, aber trotz dem ganzen Gelumpe im Gepäck habe ich ein paar Dinge auf meiner Liste, die mir fehlen 🙂